Im Affekt: Lustig ist, wer trotzdem lacht

Nr. 43 –

Haben Sies mitbekommen? Freudige Nachricht, wir haben wieder eine Humordebatte in der Schweiz! Hier die Kurzfassung: Schweizer TV-Satiriker, verkleidet als dümmlicher deutscher Reporter, bezeichnet die neue Juso-Präsidentin als «Miss Juso» und «heiss», diese beschwert sich wegen des sexistischen Gags beim SRG-Ombudsmann, dieser gibt ihr recht. Oder wie ein anderer Satiriker das Ganze auf Twitter schön bündig zusammenfasste: «1 Mann macht 1 Witz über 1 Frau, 1 Mann fällt dazu 1 Ombudsurteil und zitiert 1 toten Mann. 3 Männer schreiben in Sonntagszeitungen darüber; 1 Mann macht eine Umfrage für ein Medienportal, bei dem sich 3 Männer dazu äussern.»

Das ganze Bohei freut nun vor allem den ersten Satiriker, weil sich jetzt plötzlich wieder Leute mit ihm befassen, die längst schon damit aufgehört hatten. Aber seine Freude währt leider nur kurz, weil diese Leute bei dem fraglichen Sketch gleich wieder sehen, wieso sie längst damit aufgehört hatten.

«Sieg der Humorpolizei oder nötiger Diskurs?», titelte dann besagtes Medienportal über seiner Umfrage unter Humormännern. Und wann immer irgendwo eine «Humorpolizei» oder Ähnliches aufgeboten wird, ist klar: Der beschworene Diskurs ist am Ende, bevor er überhaupt richtig angefangen hat. Das Problem mit der Humorpolizei ist ja nicht, dass es sie erstens gar nicht gibt und dass sie ergo zweitens auch nichts verbieten kann. Sondern dass sie sich für Humor gar nicht interessiert, nur dafür, dass seine imaginären Grenzen eingehalten werden.

Aber nein, die Schweizer Humordebatte ist noch nicht ganz verloren, wie dieser bescheidene Vorschlag von Dominic Deville zeigt: Viel interessanter als die leidige Frage «Wo hört Satire auf?» sei doch die Umkehrung: «Wo beginnt Satire?» Wir halten fest: Unfreiwillig beginnt sie manchmal schon beim NZZ-Chefredaktor, wenn in seinem Kommentar zu den Wahlen vom Sonntag die Metaphern mit ihm durchgehen: «Der Schulterschluss blieb neben dem Rechtsrutsch das zweite Phantom der Berner Seifenoper.» (Gelächter.)

Florence Keller ist übrigens auch nur eine Kunstfigur, mit der die WOZ obiges Mansplaining zu kaschieren versucht.