Diesseits von Gut und Böse: Heile, heile Segen
Dass SEK Spezialeinsatzkommando bedeutet, wissen KrimikonsumentInnen. Dass sich der Schweizerische Evangelische Kirchenbund genauso abkürzt, wissen inzwischen auch viele, weil dessen Delegiertenversammlung im Vorfeld so hitzige Debatten zum Thema «Ehe für alle» versprach, dass man fast glaubte, auch dafür ein polizeiliches SEK in Bereitschaft halten zu müssen.
Doch in seiner unendlichen Weisheit muss Er über der Versammlung die Klarheit des Denkens ausgeschüttet haben, denn die grosse Mehrheit der kirchlichen VertreterInnen sagt Ja zur Ehe für alle: Schliesslich habe Gott auch Schwule und Lesben geschaffen, und auch deren Liebe verdiene den Segen.
Nachdem sich die reformierte Kirche im Kanton Zürich schon im Sommer für eine solche Öffnung ausgesprochen hatte, hatte sich in einigen Gemeinden entschlossener Widerstand formiert: «Der Schöpferwille Gottes kann niemals aus dem gesellschaftlichen Mainstream abgeleitet werden», hiess es. Und in der «Rundschau» sagte ein «Mainstream»-Gegner, eine Ehe im christlich-jüdischen Sinne habe eine 3000 Jahre alte Tradition. Man bekenne sich «zur Wahrheit der Bibel», in der es keine «Segenszusage Gottes» für Schwule und Lesben gebe.
Um aufzulisten, was alles zur Ehe in der Bibel steht, fehlt hier der Platz. Dass die Frau dem Manne untertan sei, gehört noch zum Harmlosesten neben Vielweiberei, Steinigung oder Sklaverei. Den Bibeltreuen steht aber weiterhin frei, wie sie es mit dem Segnen halten wollen.
Ich halte es da lieber mit dem Mann, der auf Twitter schrieb: «Ich hab auch Harry Potter gelesen und trotzdem gibts keine fliegenden Besen.»