WOZ News

Nr. 49 –

Grobschlächtige

«Kaiserliches Marmorportrait unter dem Hammer», berichtete «20 Minuten» über die geplante Versteigerung einer Büste des römischen Kaisers Nerva, und wie das beigestellte Bild zeigt, wurde die kaiserliche Nase bereits zertrümmert. Selbst im Auktionshaus Sotheby’s geht man nicht mehr mit der notwendigen Sorgfalt vor.

Nachdrückliche

Beim «Tages-Anzeiger» muss kürzlich eine Weiterbildung stattgefunden haben, in der die Verdopplung empfohlen wurde, um einer Meldung Nachdruck zu verleihen. Weil sich Versuche mit ganzen Sätzen als zu raumgreifend erwiesen («Doch der Genossenschaftsrat hat Anzeige wegen Wahlbetrugs erstattet. Doch der Genossenschaftsrat hat Anzeige wegen Wahlbetrugs erstattet.»), beschränkt man sich jetzt auf Adverbien. So hiess es, in Frankreich schlage das Gesundheitspersonal «bei häuslicher Gewalt nur in nur fünf Prozent der Fälle Alarm». Und tags darauf über einen irakischen Minister, der vorgab, geflüchtet zu sein: Einmal im Jahr habe er die Post abgeholt, «wohl um den Behörden vorzuspielen, er lebe immer noch immer in Schweden». Ein interessanter Ansatz!

Gefallene

In derselben Tageszeitung lasen wir: «Was die Bewohner jedoch eint, ist ihre Sorge um Verdichtung, Entfremdung und hohen Mieten.» Das wiederum eint uns mit all den Lehrkräften, die nur ganz selten müde werden, ihre SchülerInnen daran zu erinnern, dass sich die Sorge um gute Noten auch im Fach Deutsch lohnen könnte.

Furchterregende

«Mehrere Etagen evakuiert – Band im Dach der Sihlpost», meldete die NZZ, liess Details aber offen. Da wir den gemeinen Riesenbandwurm (Bandonium gigantis) in unseren Breitengraden ausschliessen, muss es sich um eine Band gehandelt haben, die in grosser Lautstärke ihr kakofones Repertoire probte.

Meistgesteigerte

Auf Radio SRF stellte ein Moderator fest: «Die meischtgschtellteschti Frag hüt isch: Wie gahts der?» Ihm selbst vermutlich bestens, wechselt er doch demnächst zu Blick TV, der meistbeachtetsten Medienneulancierung, wo er zum meistgeschätztesten Newsmoderator werden will.

Ablebende

Neues gibts auch an der Front des unbeschränkten Reichtums, an dem uns freigebige Menschen aus dem Internet regelmässig teilhaben lassen. Erst schrieb Frau Annabelle Ivàn: «Ich bin eine sterbende Witwe mit einer Krebserkrankung. Ich möchte durch Sie der Wohltätigkeitsorganisation 4,5 Millionen Euro spenden, da mein Arzt mitgeteilt hat, dass ich nicht von Dauer sein würde.» Da sie die Organisation nicht näher bezeichnete, legten wir das Geld gewinnbringend an, als schon ein nächstes Schreiben eintraf: «Hallo, sind Sie tot oder lebendig? Ein Mann namens Thomas Arndt ist heute in unser Büro gekommen und hat Ihre Sterbeurkunde vorgelegt und behauptet, er sei Ihr nächster Verwandter. Jetzt ist die Frage, ob du tot oder lebendig bist. Sollen wir fortfahren und ihm dein unbeschadetes Geld auszahlen?» Vermutlich stecken Frau Ivàn und Herr Arndt unter einer Decke.

woznews@woz.ch