Diesseits von Gut und Böse: Durchs wilde Unterland

Nr. 4 –

O Rosengarten, Sinnbild des Friedens und elysischer Freuden, was ist nur aus dir geworden? So mild der Name, so wild der Kampf, der um Zürichs dreckigste Strasse tobt. Seit Jahrzehnten wälzen sich täglich 56 000 Fahrzeuge durchs Quartier, die Folge nie zu Ende geführter Stadtautobahnträume. Nun soll das Elend ein Ende haben und ein Tunnel gebohrt werden, um Teile der stinkenden, röhrenden Masse unter die Erde zu verbannen. Auf dass die Rosengartenstrasse als Oase des Wohnens und Lustwandelns neu erstehe.

Sagen die einen. Die anderen sehen nur, dass da zehn Jahre lang in einer gigantischen Baustelle über eine Milliarde Franken verlocht werden sollen, weil man noch immer an des Autofahrers Lieblingsfantasie glaubt, ein Tunnel entlaste Strassen dauerhaft vom Verkehr. Dabei gibt es weit sinnvollere Vorschläge zu einer Beruhigung des Quartiers, die man etwa in der Zeitschrift «Hochparterre» nachlesen kann. Wenn man will. Jedenfalls stimmt die Zürcher Stadt- und Kantonsbevölkerung am 9. Februar darüber ab.

Doch so tief wie der geplante Tunnel ist der Graben, der sich nun durch Stadt, Kanton und sogar manche Parteien zieht. Die Lage ist verwirrend, die Zürcher Stadtregierung ist dafür, hält sich aber raus, und sogar zwei ehemalige SP-Stadträte treten kontradiktorisch gegeneinander an. Ich befürchte ja, dass die Sache von jenen Teilen der Kantonsbevölkerung entschieden wird, die die Stadt am liebsten im SUV besuchen, weil sie sonst den Weg durch sumpfige Hochebenen und schroffes Gebirge nicht zu bewältigen glauben. Für sie gehören städtische Tunnel und Parkhäuser nun mal zum Grundbedarf.

Vielleicht müsste man sie mal ganz vorsichtig mit der Tatsache vertraut machen, dass S-Bahnen zwar voll, aber ungefährlich sind. Und ehe ichs vergesse: Roadpricing hilft auch.