Politour

Nr. 10 –

Frauenstreiktag 8. März

In der ganzen Schweiz finden Veranstaltungen zum Internationalen Frauenkampftag statt. Eine Übersicht zu jenen in den Städten Bern, Zürich und Basel finden Sie auf folgenden Websites:

www.frauen-streiken.ch
www.frauenstreikzuerich.ch
www.frauenstreik-bs.ch

Kaum vorstellbar, aber wahr: Vor fünfzig Jahren konnten die Luzernerinnen noch nicht abstimmen und wählen gehen. Erst am 25. Oktober 1970 entschieden sich die Männer, den Frauen auf kantonaler Ebene ebenfalls eine politische Stimme zu gewähren. Das Historische Museum lädt LuzernerInnen zu einem Erzählcafé im Museumsfoyer ein. Das Café bietet die Möglichkeit, von den eigenen Erlebnissen rund ums Frauenstimmrecht zu erzählen: sei es vom historischen Tag im Oktober 1970, vom nationalen Frauenstimmrecht ab 1971 oder den Frauenstreiks für mehr Gleichberechtigung in den Jahren 1991 und 2019. Die Ergebnisse aus dem Erzählcafé werden für eine Ausstellung (ab Herbst 2020) verwendet.

Luzern Historisches Museum, Pfistergasse 24, So, 8. März 2020, 14–17 Uhr.

Wie kommt die Benachteiligung von Frauen im Altersvorsorgesystem zustande? Was können wir dagegen tun? Was könnten unsere Forderungen sein?

Expertin und Wide-Mitglied Anja Peter erklärt, wie das Schweizer Altersvorsorgesystem funktioniert und welche feministischen Kämpfe in Vergangenheit und Gegenwart geführt wurden und werden. Anschliessend erzählen Paola Ferro Mäder und Theres Blöchlinger, wie sie ihr Arbeits- und Privatleben organisiert haben, welche Konsequenzen das heute für sie als Rentnerinnen hat und worauf jüngere Frauen achten sollten.

Bern Impact Hub, Eingang Ryffligässchen, Spitalgasse 28, Sa, 7. März 2020, 15 Uhr.

Am 8. März wird nicht nur der Weltfrauentag gefeiert, sondern auch das fünfzigjährige Jubiläum des Einzugs der Frauen in den Zürcher Stadt- und Gemeinderat. Die Urnerin Emilie Lieberherr wurde am 8. März 1970 als erste Frau in den Zürcher Stadtrat gewählt. Als Präsidentin des Aktionskomitees hatte sie ein Jahr zuvor den «Marsch nach Bern» massgeblich mit initiiert und lautstark und mit Trillerpfeife bewaffnet das Frauenstimmrecht gefordert. Als Vorsteherin des Wohlfahrtsamts, des jetzigen Sozialdepartements, eröffnete Emilie Lieberherr das damalige Seniorenzentrum Karl der Grosse. Zu diesem Anlass findet eine Matinée zu Ehren von Emilie Lieberherr und ihren Weggefährtinnen statt. Die Autorin Trudi von Fellenberg-Bitzi liest aus ihrer Lieberherr-Biografie. Ausserdem sprechen die Frauenzentrale Zürich und die IG Frauen Gemeinderat über die aktuelle Situation der Frauen in der Politik und werfen einen Blick in die Zukunft. Das Frauennetz Schwyz und die Frauenzentrale Zug versammeln sich bereits um 10 Uhr am Hauptbahnhof Zürich und marschieren gemeinsam zum «Karl», um mitzufeiern.

Zürich Zentrum Karl der Grosse, Kirchgasse 14, Bistro, So, 8. März 2020, ab 10 Uhr.

Kinderbetreuung ist keine Privatsache: Die «EKdM – Eidg. Kommission dini Mueter» ruft zur Aktion zum Thema Care-Arbeit auf: «In der Aarbergergasse und am Waisenhausplatz treffen wir uns und füttern, stillen, spielen, helfen bei den Hausaufgaben, waschen, rüsten, trösten, pflegen, usw. Kommt ihr Mütter, Grossmütter, Tanten, Nachbarinnen und Schwestern mit oder ohne Kinder und bringt euren Alltag mit. Mit Töpfen, Wäscheleinen, Spielsachen und mit euren Forderungen. Kommt ihr Kitabetreuerinnen, Tagesschulangestellte, Kindergärtnerinnen, Praktikantinnen und Tagesmütter. Machen wir unsere tägliche Arbeit sichtbar!» Anschliessend Sirupbar im Innenhof des Progr.

Bern Aarbergergasse, Sa, 7. März 2020, 11–13 Uhr.

Auch in Winterthur streiken Frauen, «damit unsere Körper, unsere Zeit und unsere Arbeit geachtet werden», und fordern «Solidarität mit den Frauen auf der ganzen Welt». Als Zeichen dafür treffen sie sich am Feuer, um gemeinsam zu singen, zu reden und «das Patriarchat zu verbrennen».

Winterthur Neumarkt, So, 8. März 2020, 17 Uhr.

Im Theater Neumarkt machen sich lokale Sänger und Musikerinnen einen solidarischen Spass daraus, im gesamten Haus verteilt frauenfeindliche Songs zu singen – in Endlosschleife.

Zürich Theater Neumarkt, ganzes Haus, Neumarkt 5, So, 8. März 2020, 13.30–16.30 Uhr.

Im Zeughaus in Teufen liest die Schauspielerin Diana Dengler einen Kommentar von Ida Niggli, der 1974 auf Einladung des Appenzeller Kirchenblatts «Magnet» entstand: «Die Frau sei dem Manne untertan …» Im anschliessenden Gespräch wird der Stand der Gleichberechtigung sondiert und der Frage nachgegangen, wo Protest weiterhin nötig ist und welche Formen er annehmen könnte. Am Gespräch beteiligt sind Diana Dengler, Schauspielerin am Theater St. Gallen, der Künstler H. R. Fricker (er hat mit Ida Schläpfer im Appenzell für die Einführung des Frauenstimmrechts gekämpft) und die Grafikerin Corinne Gisel, die sich unter anderem im Projekt «depatriarchise design» engagiert.

Teufen Zeughaus, Zeughausplatz 1, So, 8. März 2020, 14 Uhr.

In Basel organisieren der Feministische Streik Basel und die Kaserne Basel unter dem Motto «Wir kämpfen für das feministische Morgen!» das Festival Feminist Futures. Mit dabei sind weitere AkteurInnen wie beispielsweise das Kollektiv 8*März. In Workshops und Gesprächen geht es um gerechte und nachhaltige Lebens- und Arbeitsbedingungen, um Solidarität und Freiheit sowie um Forderungen nach Selbstbestimmung für Frauen und queere Menschen. Alle Anlässe sind kostenlos und möglichst barrierefrei. Zudem gibt es Flüsterübersetzungen, Kinderbetreuung und eine Awareness-Struktur. Zusammen mit den BesucherInnen soll ein diskriminierungsarmer und fehlerfreundlicher Begegnungsraum geschaffen werden.

Basel Kaserne, Klybeckstrasse 1b, Sa, 7. März 2020, ab 11.30 Uhr, und So, 8. März 2020, ab 12 Uhr.

Ab 11 Uhr gibt es im Berner ONO Zopf und Honig. Dreimal finden zudem kurze Performances der Tanzformationen «Eigentumsdelikt?» (Michelle von Dach) und «Red» (Audrey Wagner und Linda Heller) statt. «Wenn ein Mann viele Affären hat, ist das cool. Wenn aber eine Frau einige Affären hat, wird sie als Schlampe beschimpft. Bei sexuellen Übergriffen ist sie selbst schuld. Ihre Kleidung war nicht angemessen. Ist das fair?» Und: «Hat Weiblichkeit automatisch was mit Sex zu tun? Muss man rote Lippen wirklich küssen?»

Bern ONO, Kramgasse 6, So, 8. März 2020, 11, 13 und 15 Uhr (Performances).

«Papierlose Zeitung»

Die «Papierlose Zeitung» ist ein einmaliges Medienprojekt aus Zürich. Darin arbeiten Menschen mit und ohne Pass zusammen. Sie wollen eine Gegenöffentlichkeit zur gängigen Berichterstattung über MigrantInnen herstellen. Viele, die für die Zeitung schreiben, erleben die Auswirkungen der repressiven Asylpolitik täglich am eigenen Leib. Sie wollen sich nicht auf die Rolle des stimmenlosen Opfers beschränken, sondern selbst das Wort ergreifen. An diesem Abend im St. Galler Solidaritätshaus stellen Mans Cali, Amine Diare Conde und Martina Läubli ihre Zeitung vor. Mans Cali liest zudem aus der Kolumne «Ideal News» vor: Darin ändert er Nachrichten so ab, wie sie sich auch anhören könnten, wenn die Welt ein bisschen gerechter wäre.

St. Gallen Solidaritätshaus, Fidesstrasse 1, Fr, 6. März 2020, 19.30 Uhr.