WOZ News

Nr. 12 –

Fremdplatzierte

«Weil eine alleinerziehende, Vollzeit arbeitende und mit der deutschen Sprache wenig bewanderte Mutter zu wenig kooperativ erschien und man ihr nicht zutraute, den Jungen richtig zu betreuen, wurde dieser fremdplatziert», hiess es im «Tages-Anzeiger». Leider bezweifeln wir, dass die Sache anders ausgegangen wäre, wenn die Mutter mit der deutschen Sprache zu wenig vertraut gewesen wäre.
Jürg Fischer

Feinunterteilte

«Bei Verstössen wird hart durchgegriffen; Ende Februar sind vier ausländische Ausländer wegen Quarantänebruchs des Landes verwiesen und sofort ausgeschafft worden», meldete die NZZ aus Singapur. Fehlt nur noch die Präzision, ob es sich um ausländische Ausländer mit Migrationshinter- oder -vordergrund gehandelt hat.
Jürg Fischer

Risikobereite

In verschiedenen Onlinemedien wurde dies aus einer Meldung der Schweizerischen Depeschenagentur abgedruckt: «Die Schweizer Klimaaktivisten richteten eine neue Webseite ein, wo streikende Risikogruppen der Pandemie ihre Hilfe anbieten könnten, etwa beim Kinderhüten oder für Einkäufe.» Ein gewagtes Vorhaben! Allerdings hat hier eine Allianz aus Flüchtigkeit und versagender (Auto-)Korrektur den Schaden angerichtet.
Jürg Fischer

Fallpauschale

«Das Schliessen der Schulen war aber ein Schock, den die breite Bevölkerung unmittelbar trifft», schrieb der «Tages-Anzeiger». Vor allem kam er zur Unzeit – als nämlich der Unterschied zwischen Wer- und Wenfall noch nicht abschliessend durchgenommen worden war.
Jürg Fischer

Freundliche

Da bedauerlicherweise auch der Schauspieler Tom Hanks mit dem Coronavirus infiziert wurde, ergriff man in derselben Zeitung die Gelegenheit, dessen Bescheidenheit zu preisen: «Das Pathos eines Harrison Ford ist ihm fremd, der Zynismus von Bruce Willis kann man sich bei ihm nicht vorstellen, das Diabolische von Al Pacino schon gar nicht.» Auch uns liegt jeder Zynismus fern, wenn wir hier noch einmal auf die Pointe von oben hinweisen.  
Karin Hoffsten

Tierische

«Pflanzenatlas: Die Fauna des Kantons Zürich ist erfasst. Ein erstaunliches Werk.» Darauf wies ebenfalls der «Tages-Anzeiger» hin. Gerade in Zeiten, da uns nur einsame Spaziergänge in der Natur gestattet sind, dürfte es manche erfreuen, wie jetzt im Frühling die Hauskatze zu blühen beginnt, die Frösche frische Würzelchen schlagen und aus den Fledermäusen das erste zarte Grün lugt.
Karin Hoffsten

Neuentdeckte

Vielleicht liegts an der verordneten Quarantäne, dass uns im «Tagi» noch etwas Interessantes ins Auge stach: «In der Kunst wird bereits ab dem 17. Jahrhundert gebügelt. Zu Berühmtheit schafften es insbesondere die ‹Repasseuses›, die Edgar Degas zwischen 1869 und 1702 gemalt hat.» Es handelt sich hier um die sogenannte Rückwärtsmalerei, der besonders Degas zwischenzeitlich mit Leidenschaft frönte. Da sich ihm kaum ein Kollege anschloss, verlor sich diese Kunstrichtung jedoch neben Impressionismus und Realismus schnell wieder.
Karin Hoffsten

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