Diesseits von Gut und Böse: Corona-Champions unter sich

Nr. 16 –

Einen Zustupf von 29 000 Franken kann auch eine Medien AG jederzeit gebrauchen. Das ist zwar – verglichen damit, was sich regelmässig über die Shareholder ergiesst – nur ein Trinkgeld, aber schliesslich ist Krise, und Kurzarbeit hat man auch schon beantragt.

Diese 29 000, vermutlich abzüglich eines kleinen Rabatts, erhält die TX Group (vordem Tamedia AG) für jede Seite, die sich unter der Spitzmarke «Sponsored» in ein verwandtes Themengebiet einschmiegt, meistens «Wirtschaft» oder «Börse», gern auch mal «Gesundheit». «Sponsored Content» oder «Native Advertising» nennen sich Werbetexte, die unauffällig zwischen journalistische Inhalte eingebettet werden. Nur wer genau hinschaut, merkt, dass alles, was da so warm empfohlen wird, nicht mit der journalistisch erwartbaren kritischen Sorgfalt geprüft wurde.

Im «Tages-Anzeiger» betreut einige dieser Seiten Mark van Huisseling (MvH), vielseitiger Journalist und Autor, der sich gemäss Interview auf finews.ch für «die Geschichte von Männern und ihrem Statusverlust» interessiert. Auf den letzten drei «Sponsored»-Seiten erzählte MvH, wie absurd unser Pensionskassenwesen konstruiert sei – was ja leider stimmt –, weshalb man zur Altersvorsorge private Geldanlagen empfehle, und zwar bei der Investmentfirma, die auch für die Seiten bezahlt hat.

Deren Gründer und Chief Investment Officer versprach am 3. April: «17 Prozent Gewinn in einem Jahr? Diese Rendite ist uns zu wenig» – das war am Tag 19 des Lockdowns. Zwar sei die Lage aussergewöhnlich, doch die Chancen an der Börse «grösser als üblich», wenn man nur auf die richtigen Titel setze, etwa verschiedene Pharmafirmen oder Amazon. Das war schon die Pointe.