Diesseits von gut und böse: Der Unkaputtbare

Nr. 18 –

Im Deutschen gibt es Wörter, die nicht mehr unbedingt das bedeuten, was man auf den ersten Blick meint.

So versteht man unter Sommermärchen heute weitherum Sündenpfuhl. Fussball gilt nur noch im kleinen Rahmen als fröhlicher Mannschaftssport, der die Freundschaft fördert; und Träger des Namens Infantino zeichnen sich selten durch kindliche Unschuld aus.

Ein Bundesanwalt hat die Grundsätze der Unabhängigkeit, Unparteilichkeit, Integrität und Würde zu wahren, darf aber lügen, wenn ers errötungsfrei kann. Amtliche Berichte sind nur seriös, wenn mindestens die Hälfte des Textes geschwärzt wurde. Und AB-BA ist keine Gesangsgruppe.

Der aktuelle Bundesanwalt, Michael Lauber, beherrscht nicht nur die errötungsfreie Lüge, sondern verfügt auch über das Talent, Belastendes schnell zu vergessen. Über Begegnungen mit möglichen Verdächtigen kommt er dank dieses Wesenszugs leicht hinweg. Man nennt es positives Denken. Sein optimistischer Blick auf die Dinge ermöglicht ihm, auch Menschen in seinem Umfeld anzustecken, wenn sie zweifeln und traurig sind.

Als sich Lauber vor seiner umstrittenen Wiederwahl im Herbst 2019 diversen Parteihearings stellen musste, lief das laut «Aargauer Zeitung» bei der SP so: «Es gab Leute, die gingen mit der festen Absicht ins Hearing, Lauber nicht zu wählen. Sie kamen wie verwandelt zurück. Und gaben ihm am nächsten Tag die Stimme.» So was kann sonst nur Jesus.

Im Hearing soll Lauber versprochen haben zurückzutreten, «wenn im Disziplinarverfahren etwas an ihm hängen bleibe». Was hängen blieb, sind «gravierende Pflichtverletzungen», die mit einer vorübergehenden Lohnkürzung von acht Prozent sanktioniert werden sollen. ER hat Beschwerde eingelegt.