Diesseits von Gut und Böse: Feinste Best Practices

Nr. 22 –

Es gibt Werbespots, die auf die Frage, was sich die Zuständigen eigentlich dabei gedacht haben, nur eine Antwort zulassen: nichts. Die sind nur doof. Wirklich bösartig ist ein Spot selten.

Das Filmchen, das die «Kreativen» der Agentur Voltage OMC als Werbung für den Volkswagenkonzern auf Instagram stellten, ist beides: komplett sinnfrei und auf platteste Art rassistisch. Eine grosse weisse Hand schubst einen kleinen nichtweissen Mann als strampelnde Spielfigur über die Strasse und schnippt ihn in einen Hauseingang, über dem «Petit Colon» steht, während eine Frauenstimme aus dem Off vergnügt «Der neue Golf» gluckst; dieser steht vor der Tür.

Gleichzeitig wird «Der neue Golf» durch nacheinander auftauchende Buchstaben gebildet, und zwar so, dass für einen sehr kurzen Moment das Wort «Neger» aufscheint. Es wirkt wie ein Zufall, aber in einer Branche, die mit allen Tricks unterbewusster Einflussnahme vertraut ist, passiert nichts zufällig. Doch auch ohne rassistische Elemente bliebe unersichtlich, wieso die Szene für ein Auto werben soll; sie entspreche den Sehgewohnheiten der Generation Instagram, war zu lesen, was mich auch an deren Verstand zweifeln lässt.

Ich lese den Spot eher als traditionsbewussten Rückgriff auf die Gründungsgeschichte des Volkswagens: Adolf Hitler wünschte die Entwicklung eines bezahlbaren Autos, um die arischen Volksmassen über «seine» Autobahnen brettern zu lassen.

Der Spot verschwand inzwischen, die Geschäftsleitungen von VW und Agentur räumten ein, er sei rassistisch, entschuldigten sich und versprachen, der Ursache auf den Grund zu gehen. Viel anderes blieb ihnen auch nicht übrig, denn gerade am Montag entschied der Bundesgerichtshof in Karlsruhe im «Dieselskandal»: VW muss KäuferInnen, die mit manipulierten Abgaswerten getäuscht wurden, Schadenersatz zahlen.

Selbst in der finsteren Welt der Grosskonzerne ereignet sich mitunter Erfreuliches.