WOZ News :

Nr.  26 –

Geheimniskrämerische

Viel zu reden gaben die «Grenzverletzungen», wegen derer Präsident Gottfried Locher vor einigen Wochen seinen Rücktritt aus dem Rat der Evangelisch-reformierten Kirche nahm. Das eiserne Schweigen, das nicht nur diesen Rücktritt, sondern sämtliche Verlautbarungen des Kirchenrats begleitete, löste in den Gemeinden Befremden aus. Nur in den TX-Group-Zeitungen hielt man die strenge Diskretion offenbar für angebracht: «Der Rat habe sich als handlungsfähig erwiesen, weil er Locher nicht suspendiert und nicht nach aussen kommuniziert habe.»

Ansteckende

Die Konkurrenz aus Chur gab sich nicht offener, als es darum ging, ein Interview mit Kurt Aeschbacher wegen dessen «sexueller Orientierung» im «Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt» zunächst nicht abzudrucken: Über diese Entscheidung zu berichten, sei nicht nötig, da das Interview ja nun doch abgedruckt werde, schrieb dem «Tages-Anzeiger» der zuständige Redaktor, ein Pfarrer, der «vom emeritierten Churer Bischof Virus Huonder zum Generalvikar ernannt» worden war. Das Bistum Chur leidet nicht nur an Corona.

Geschwächte

«Die Präsidentin der Erziehungsdirektorenkonferenz fordert, dass Schutzmassnahmen an Schulen überdenkt werden», teilte das «St. Galler Tagblatt» mit. Wir gehen mit Leser M. vollkommen einig, dass sie dabei leider wieder einmal nicht an die Schutzmassnahmen für starke Verben gedacht hat.

Gefährliche

«Nebel, Quellwoken, Schauer und Gewitter», meldete meteoschweiz.ch. «Woke», ein ursprünglich in der afroamerikanischen Bevölkerung verwendeter Begriff für «wach, bewusst», dessen sich inzwischen – unter anderen – auch die internationale Verschwörungscommunity gern bedient, um sich von Schlafschafen wie unsereins abzugrenzen, bemächtigt sich nun auch der Wetterlage. Schnellstmöglichen Schutz vor Quellwoken bieten im Alpenraum Aluhüte.

Gemixte

Er sei «total verzaubert von dieser bunten Wexlt» gewesen, erzählte ein Musicaldarsteller im «Tagblatt der Stadt Zürich», nachdem er als Kind «Cats» gesehen habe. Seit dem Brexit hat das x Hochkonjunktur, aber Wexit wäre hier noch schöner gewesen.

Attributische

«Swisscanto, die Anlagestiftung der Zürcher Kantonalbank, droht mit ihrem Projekt ‹im Bürgli› eine unendliche Geschichte», schrieb der «Tages-Anzeiger» in einem Bericht über gerichtlich ausgebremste Bauprojekte. Nicht der Gendergerechtigkeit, sondern ausschliesslich der Grammatik gehorchend, bestehen wir in diesem Fall ausdrücklich auf «der Anlagestiftung».

Missratene

Über der erschütternden Geschichte einer sehr mutigen Frau lasen wir im Magazin der «NZZ am Sonntag» den Anriss: «Eine Frau wird auf einer Motorradreise durch Bolivien von einer Gruppe Männer vergewaltigt. Doch die Vergewaltiger haben sich die Falsche ausgesucht.» Wer das schrieb, scheint davon auszugehen, dass Vergewaltiger manchmal auch an die Richtige geraten.

woznews@woz.ch