Diesseits von Gut und Böse: Kann mal passieren
«In Ostthüringen hat die Polizei eine Hakenkreuzflagge sichergestellt, die ein 54 Jahre alter Mann aus dem Fenster eines Wohnhauses gehangen hat.» So oder ähnlich berichteten letzte Woche zahlreiche Medien, wobei nicht nur die starke Verwendung des Verbs «hängen» ins Auge sprang, sondern auch das zwischen 54 und 66 changierende Alter des Mannes.
Darauf twitterte die Polizei Thüringen: «Der Vorfall ist uns bekannt. Unsere Kollegen haben den Verursacher bereits ermittelt, die Flagge sichergestellt und eine Strafanzeige aufgenommen.» Ein Sprecher ergänzte: «Die Motivation des Mannes, warum er die Flagge aus dem Fenster hing, ist bislang völlig unklar.»
Zum unklaren Motiv half man auf Twitter gerne weiter: «Wer kennt das nicht? Da möchte man ein Blümchenhandtuch aus dem Fenster hängen, greift daneben und *schwups* hat man die Hakenkreuzflagge erwischt.» Die Regisseurin Güzin Kar regte an: «Ich finde, es kommt immer auf das WIE an. Die meisten Leute meinen es nicht böse, wenn sie ihre Hakenkreuzfahne raushängen. Und manchmal ergeben sich dadurch interessante Gespräche in der Nachbarschaft.» Viele tippten auch auf einen Waschtag oder die Notwendigkeit, die Fahne mal wieder zu lüften.
Der «Ostthüringer Zeitung» gelang das Exklusivinterview mit dem «Verursacher»: «Der Langendembacher Gerd Mann bekennt sich zu seiner Hakenkreuzfahne.» Er sei aber «kein Nazi», habe «als ordentlicher Deutscher gearbeitet» und «finde ‹den Hitler› auch nicht toll. (…) ‹Ich war blau und hab’s unbewusst gemacht. Im Suff macht man so was halt.›»
Wenigstens eines wird am Ende dank des beigestellten Fotos klar: Herr Mann ist ziemlich sicher 66 und hat den Jahrgang 1954.