Diesseits von Gut und Böse: Der gebildete Kranke

Nr. 29 –

Weil es auf die Dauer todsterbenslangweilig ist, immer nur über dieselbe Krankheit zu hören, zu lesen und zu reden, füllt SRF das Sommerloch wieder mit der Diagnosesendung «Ärzte VS Internet». Schliesslich gibts ausser Covid-19 noch andere unterhaltsame Gebrechen.

Erst schildern sympathische PatientInnen ihre Symptome, dann müssen zwei Teams gegeneinander die dazugehörige Krankheit erraten; ein Team bilden drei ausgebildete ÄrztInnen, im anderen versuchen jeweils drei mehr oder weniger bekannte Personen, via Internet eine Diagnose zu stellen. ZuschauerInnen mit hypochondrischer Tendenz dürfte die Sendung besonders ansprechen. Wen die Symptome, die er oder sie seit Monaten zu spüren vermeint – Husten, Fieber, Atemnot –, längst anöden, dem oder der wird ein reichhaltiges Bouquet präsentiert, das wieder ein bisschen Farbe in die täglichen Ängste bringt. So bietet die Sendung Weiterbildung und Lebenshilfe zugleich.

Und es gibt vieles zu entdecken: vom Magen-Darm-Geschwür und Adrenogenitalen Syndrom über die Zerebrale Arteriovenöse Malformation, die Harnleiterabgangsenge und das Liquorunterdrucksyndrom reichen die Leiden bis zu Paratyphus und Pest. Lebendige Beschreibungen erlauben dabei das unmittelbare Nachfühlen sämtlicher Symptome, die ein Hypochonderherz höherschlagen lassen: Kopfschmerz, Schwindel, Erbrechen, Durchfall, Fieber, Benommenheit und auch mal eine rätselhafte Schwellung.

In der aktuellen Sendung kämpften Esther Friedli (SVP), Martin Candinas (CVP) und Cédric Wermuth (SP) gegen das Arztteam. Der Nationalrat hat Ferien, und Volksnähe zahlt sich aus. Die ÄrztInnen haben gewonnen. Laut Moderator haben sie das bisher immer. Alles andere fände ich auch ziemlich beängstigend.