Diesseits von Gut und Böse: Kreative Šhvicer*innen

Nr. 35 –

Ich war ja mal Lehrerin – Zielgruppe fünfzehn bis achtzehn, männlich –, und wie alle, die jemals in so einem Job gearbeitet haben, weiss ich: Wenn man nicht höllisch aufpasst, kriegen die grössten Stänkerer am meisten Aufmerksamkeit.

Daran musste ich beim unsäglichen SVP-Werbevideo für die Kündigungsinitiative wieder denken. In Slow Motion läuft da ein Mädchen durch die Schweiz und erzählt mit traurigem Blick vor manipulativen Bildern, wie die SVP die Welt sieht. An dem Machwerk haben sich bereits viele Medien abgearbeitet, doch leider kann man – wie ein Kritiker bemerkte – den Dreck auch nicht ignorieren. Die sofort produzierten Parodien sind da weit erfreulicher.

Die Version auf babanews.ch, dem «Online-Magazin für Šhvicer*innen mit Wurzeln von überall», hält sich eng ans Original, ergänzt dieses jedoch brillant. Wir leben in einem schönen Land ohne Krieg, findet das Mädchen auch hier, «mischen aber trotzdem bei Waffenexporten mit». Wie im Original hat der Grossvater die Schweizer Heimat in harter Arbeit aufgebaut, doch diesmal haben ihm Massimo, Giuseppe und Giovanni dabei geholfen. Und auch hier hat der Papa keine Arbeit mehr, doch nicht wegen der Ausländer, sagt das kluge Kind jetzt, sondern aus tausend Gründen, die man «in so einem kurzen Text nicht thematisieren» könne.

Lustig ist auch die Videovariante von Dominic Deville. Das Mädchen wird zum verwöhnten Goof, langweilt sich und hat niemanden zum Spielen, vermutlich weil alle – genau wie sie – zum Tennis, Kinderyoga und Reiten müssen. Und Cello üben hasst sie. Viel lieber würde sie mit Ahmed und Fatima Hip-Hop hören und heimlich Zigis rauchen.

Beim Originalvideo verstehe ich übrigens nicht, weshalb der Kleinen am Zürcher Hauptbahnhof kein Wolf auflauert. Das wäre doch genauso realitätsnah wie der gruselige Rest.