WOZ News

Nr. 44 –

Abgefahrene

«Wer einen Unfall oder einen Personenschaden nicht bemerke oder weiterfahre, mache sich deshalb der schuldig.» So urteilte das Bundesgericht gemäss «Tages-Anzeiger». Wir können nur werweissen, wie das Delikt heisst: Unterlassung der Meldepflicht? Sicher ist nur: Die Zeitung macht sich des Tatbestands der Unvollständigkeit schuldig, oder, korrekt ausgedrückt: Es gilt die Schuldsvermutung.
Jürg Fischer

Rückgebaute

Der «Tages-Anzeiger» berichtete auch von einer Ausstellung im Lausanner Palais de Rumine. Nur, dass aus dem prächtigen Bau dabei der «Palais de Ruine» wurde – die LausannerInnen würden sich die Augen reiben. Und wir sollten uns nicht wundern, wenn uns demnächst ein Haus für modernde Kunst empfohlen wird.
Jürg Fischer

Karrieregeknickte

«Hier bringen die Landwirte ihr verendetes Vieh und die Förster das von Autos erfasste Wild hin», schrieb die NZZ und nannte die entsprechende Institution aber nicht Kadaverentsorgungsstation, sondern «Kaderversorgungsstation». Aufpassen müssen also insbesondere Meisterlandwirte und Oberförster, dass sie da heil wieder rauskommen.
Jürg Fischer

Substanzielle

Gewohnt kreativ gab sich das «St. Galler Tagblatt», in dem von «Neapel mit all seinen vermeintlichen Sicherheiten, die sich plötzlich als Lüge und Fadenschein offenbaren» die Rede war. Weil uns schon lange aufregt, dass knackige Substantive wie «Vielfalt» und «Neugier» Konstrukten wie Vielfältigkeit oder gar Neugierigkeit weichen müssen, wünschen wir dem «Fadenschein» eine erfolgreiche Zukunft!
Karin Hoffsten

Skandalöse

Im «St. Galler Tagblatt» kam auch ein Lüftungsexperte zu Wort: «Aber eine Gruppe von jodelnden und gleichzeitig tanzenden Menschen ist das Extremste, was man auf einer Bühne machen kann.» ExponentInnen künstlerischer Bühnenberufe dürften das anders sehen. Aber seit Christoph Schlingensiefs viel zu frühem Tod haben sich leider auch da die Massstäbe verschoben.
Karin Hoffsten

Sozialpsychologische

Gleich mehrere Zeitungen machten darauf aufmerksam, wie sehr sich die römische Stadtverwaltung um einen modernen Strafvollzug bemüht. Man setzt jetzt auf Beschäftigungsprogramme: «In Rom lassen Behörden Häuser von Verbrecherbande abreissen.»
Karin Hoffsten

Depersonalisierte

Was Corona in geselligen Runden anrichten kann, wusste ein Leserreporter in «20 Minuten»: «Um unseren Tisch verlassen zu können, mussten andere Gäste aufstehen.»
Karin Hoffsten

Historische

«Die erste Frau in 1310 Verbandsjahren! Hanny Weissmüller wird oberste Lokführerin», jubilierte «Work», die Zeitung der Gewerkschaft Unia. Gerne erinnern wir daran, dass im Gründungsjahr des Verbands des Lokomotivpersonals nicht nur Roderich zum letzten König der Westgoten gekrönt wurde, sondern auch Lullus, der spätere Erzbischof von Mainz, und Walburga, nachmalige Äbtissin von Heidenheim, das Licht der Welt erblickten.
Karin Hoffsten

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