Diesseits von Gut und Böse: Relationen des Wahnsinns

Nr. 45 –

Es gibt Themen, da stöhnt eine ganze Redaktion peinlich berührt, sobald sie auf den Tisch kommen. Bis jemand sagt: Aber erwähnen sollte man es schon!

Diesmal war es der Beschluss, den unsere Regierung zwischen diversen Coronamassnahmen noch zu fassen geruhte: dem achtzigjährigen Milliardär B. 1,1 Millionen Franken Rente nachzuzahlen. Um mich dem Thema anzunähern, vergegenwärtigte ich mir noch mal, dass eine Million sechs und eine Milliarde neun Nullen hat. Eine Milliarde sind also tausend Millionen.

Laut Bilanz verfügt die ganze Familie B. über ein Vermögen von zirka zwölf Milliarden. Der alte Herr und seine Gattin besitzen persönlich zwar nur noch drei davon, aber das sind ja immerhin 3000 Millionen und dürfte noch eine Weile reichen; zudem ist anzunehmen, dass die Kinder, die gemeinsam zirka 9000 Millionen besitzen, sich notfalls um die alten Leutchen kümmern.

«Geschenkt und wieder holen ist gestohlen», hiess es in meiner Kindheit – und schliesslich wollte Herr B. diese Rente ja ursprünglich gar nicht. Aber jetzt will er halt. Die 1,1 Millionen, die er bekommen soll, verhalten sich zu den 3000 Millionen, die er schon besitzt, als ob man jemandem, der 3000 Franken hat, noch einen Franken und zehn Rappen Rente nachzahlen würde. Herr B. dürfte es kaum merken.

Wie das Thema im Bundesrat verhandelt wurde, mag ich mir gar nicht vorstellen. Aber dort ist man ja daran gewöhnt, Geld für Sinnloses rauszuschmeissen, zum Beispiel 6000 Millionen für Kampfflugzeuge. Zu denen kursierte auf Twitter kürzlich der Spruch: Wir hätten für die Flugzeuge klatschen und die sechs Milliarden lieber in die Pflege stecken sollen! Was sich aktuell als ausgesprochen hellsichtige Erkenntnis erweist.