Diesseits von Gut und Böse: Komplizierte Klicks

Nr. 2 –

Es freut Sie sicher, hier mal wieder etwas über ein Problem lesen zu können, das zweifellos für manche eines ist, aber angesichts aktueller Weltgeschehnisse in den Hintergrund treten muss: das Gendern der deutschen Sprache.

Da war kürzlich der Kommentar des im letzten Sommer pensionierten Leiters der Tamedia-Literaturredaktion, der das Gendern und jede Form einer politisch korrekten Ausdrucksweise als «latent repressiv» in die Nähe von «Neusprech» rückte – der von George Orwell für den Roman «1984» geschaffenen Sprache in einem totalitären Staat.

Dementsprechend «repressiv» ist neuerdings auch der Duden. In dessen Onlineversion finden sich jetzt alle Begriffe, die es in maskuliner und femininer Form gibt, in beiden Varianten: Der «Mieter» wird als «männliche Person, die etwas gemietet hat» definiert, und die «Mieterin» ist nicht mehr mitgemeint, sondern explizit eine «weibliche Person, die etwas gemietet hat». Das wiederum ruft die üblichen Verdächtigen auf den Plan, die am generischen Maskulinum hängen wie der Orthodoxe am Worte seines jeweiligen Herrn. Beim Satz «Ich gehe zum Arzt» denke schliesslich niemand, die Konsultation finde zwingend bei einem Mann statt. Hm – ich schon.

In der «SonntagsZeitung» kommt ein Autor resigniert zum Schluss, Formulierungen wie «Aktionäre und Aktionärinnen» wirkten zwar «aufgesetzt und mühselig, doch irgendwann setzt der Gewöhnungseffekt ein». Aber Binnen-I und Gendersternchen liessen sich «kaum aussprechen», denn schon kursiere die Forderung, «das Gendersternchen beim Reden durch einen Klicklaut hörbar zu machen».

Unter diesen Umständen leuchten mir seine Bedenken ein: Wann immer so ein Klickediklack eingeschoben werden muss, wird es wirklich schwierig für Vorleserklickinnen und Sprecherklackinnen. Dabei reicht doch eine klitzekleine Lücke wie in Abendandacht oder Weltuntergang – das klingt nämlich nicht nach Dandacht und Tuntergang.