Diesseits von Gut und Böse: Hashtags gegen Zombies

Nr. 13 –

Den Halbsatz «Wer am lautesten schreit» kann man beenden, wie man will – gewinnt, hat recht, hat unrecht oder spinnt am meisten. Nur eines stimmt immer: Wer am lautesten schreit, fällt auf.

Das gilt natürlich auch für die Tausenden, die unter dem Motto «Stiller Protest» am vorletzten Samstag maskenlos und johlend mit der SBB ins Baselbieter Städtchen Liestal reisten, um dort auf der Strasse ihre verfassungsmässigen Rechte zu verteidigen. Vor den Demonstrierenden schlurfte ein Stosstrupp in weisser Ganzkörperschutzkleidung und mimte konvulsivisch zuckend das unter der Tyrannei ächzende Volk. Über Lautsprecher wurden Ansagen wie «Maskenpflicht für immer» oder «Gehorsam macht frei» eingespielt, auf Schildern gefordert, die «BRidioten» zu entmachten.

Die Bilder, die das hergab, konnte sich kaum ein Medium entgehen lassen, was den Eindruck entstehen liess, grosse Teile der Bevölkerung stünden hinter dem Zombiezug. Nun hat zwar eine Mehrheit im Land vom Coronaschutz die Nase gestrichen voll, doch das dummdreiste Tyrannengeschwätz geht den allermeisten noch viel mehr auf den Senkel.

Zwei so Genervte hatten genug. Unter #NoLiestal starteten sie auf Twitter eine «digitale Gegendemonstration», bei der sie Fotos posteten, die sinngemäss aussagten: Vernünftige Menschen halten die Massnahmen ein! Innerhalb weniger Stunden schlossen sich 30 000 Twitternde der virenfreien Digidemo an.

Natürlich steht Twitter nicht für die Gesellschaft. Das Ziel der Aktion war, als Mehrheit, die zu Hause bleibt, genauso laut zu schreien wie all die Verfassungsfreundinnen und Urkantönler, die Wirtschafts- und Parteienfuzzis, um in möglichst vielen Medien erwähnt zu werden.

Was auch gelang. Jedenfalls ganz kurz. Auf Twitter trendet inzwischen #MoreLiestal.