Diesseits von Gut und Böse: It’s a Man’s World

Nr. 27 –

Die etwas boshafte Weisheit vom einäugigen König unter Blinden sagt ja, dass eine Spitzenposition allein noch nicht viel darüber aussagt, wie gut man wirklich ist. So gehts nämlich gerade dieser Zeitung.

Gemäss einer Studie des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft (Fög) belegt die WOZ den ersten Platz unter Schweizer Nachrichtenmedien bei der Frage, wie präsent Frauen in deren Berichterstattung sind. Da der Frauenanteil auch bei der WOZ nur 29 Prozent beträgt, heisst das: In der WOZ sind Frauen am wenigsten unterrepräsentiert.

Der Durchschnitt des Frauenanteils liegt – abgesehen von einem kleinen Hüpfer im Jahr 2019 wegen Frauenstreik und Wahlen – seit Jahren bei 23 Prozent, was laut kleinreport.ch bedeutet: «Nur knapp jede vierte Person, über die die Schweizer Medien berichten, ist weiblich.» Der signifikante Unterschied oder Gendergap spiegelt die gesellschaftlichen Strukturen.

Wie oft Frauen vorkommen, hängt vom Thema ab. Am wenigsten erwähnt werden sie in den Bereichen Sport und Wirtschaft. Am häufigsten findet man sie bei sogenannten Human-Interest-Themen, also auf Panorama-, Kehr- und Peopleseiten. Wenn Frauen überhaupt zum Thema werden, geht es häufiger um Liebesleben und Kinder als bei Männern.

Auch für die WOZ gibt es noch viel zu tun. Doch das vergleichsweise gute Ergebnis bestärkt uns in unserem Bemühen, die Sichtbarkeit von Frauen bewusst zu fördern. Wir diskutieren, wen wir in der Zeitung repräsentieren, suchen für Geschichten aktiv nach Protagonistinnen und lassen möglichst Expertinnen zu Wort kommen.

Das Fög untersuchte nur redaktionelle Inhalte. Doch auch AutorInnen sogenannter Publireportagen könnten da noch etwas lernen. Unter «#WhoIsWho der Schweizer Bau- und Immobilienbranche» präsentierte die Verlagsbeilage «Zukunft Bauen» der «NZZ am Sonntag» letzthin vier Frauen und 32 Männer.