Diesseits von Gut und Böse: Spontipolitik vom Feinsten

Nr. 28 –

Sich vom Leben überraschen lassen zu können, ist ein sympathischer Wesenszug: Offen sein fürs Unerwartete, sich nicht gleich ärgern, wenn die ewige Routine mal nicht klappt – das hält jung und beweglich. Umso erfreulicher ist es, wenn diese Eigenschaft auch Persönlichkeiten in Politik und Wirtschaft ziert, die grosse gesellschaftliche Verantwortung tragen.

So liess sich die Unternehmensspitze der Swisscom kürzlich wieder einmal davon überraschen, wie souverän unsere Blaulichtorganisationen auf den erneuten stundenlangen Ausfall des Festnetzes reagierten: Mitarbeitende von Rettungsdiensten, Spitälern, Feuerwehr und Polizei schafften es dank Papier, Bleistift, Handy und Improvisationstalent, trotz Sturm und Hagel während neun Stunden Verletzte zu bergen und Witterungsschäden zu begegnen.

Dass sich Bundesrat Alain Berset im Schweizer Fernsehen über «die Überraschungen, die in einer Pandemie kommen können», freuen durfte, ist schon eine Weile her. Doch es gibt Hoffnung, dass es für ihn auch nach den Sommerferien wieder eine Gelegenheit geben wird, sich überraschen zu lassen. Nicht nur die Deltavariante gilt als einfallsreich.

Auch der häufig als rheinische Frohnatur bezeichnete CDU-Vorsitzende und Kanzlerkandidat Armin Laschet liebt Überraschungen. Nicht nur bei viral gehenden Viren, auch beim Klimawandel lässt er sein Vergnügen daran aufblitzen, zum Beispiel mit der Bemerkung: «Aus irgendeinem Grund ist das Klimathema plötzlich zu einem weltweiten Thema geworden.»

Es gäbe sicher noch einige Beispiele, doch mit einem Blick auf Bundesrätin Viola Amherd, deren Begeisterung für Überraschungen gerade erst scheu ans Licht tritt, will ich es gut sein lassen. Die VBS-Chefin plant, sich bei ihrem 5,068-Milliarden-Schnäppchen für neue US-Flugis durch nachfolgende Betriebskosten Jahr für Jahr aufs Neue überraschen zu lassen. Das nenne ich Lebenskunst!