Diesseits von Gut und Böse: Das Gefühlswesen Mann

Nr. 32 –

Tot ist tot, möchte man eigentlich ein bisschen flapsig sagen, denn einer Ermordeten nützt es wenig, wenn man sich im Nachhinein darüber streitet, ob das, was ihr angetan wurde, ein «Ehrenmord» oder ein «Femizid» ist. Aber in unserem Kulturkreis, was immer man darunter verstehen will, scheint man die Unterscheidung wichtig zu finden.

In Berlin sollen zwei Brüder aus Afghanistan ihre Schwester ermordet haben, weil ihnen ihr Lebensstil zu westlich schien. Die Staatsanwaltschaft sprach von einem «sogenannten ‹Ehrenmord›», obwohl dieser natürlich nichts mit Ehre zu tun habe. Aber die Tötung einer Frau aus religiös-kulturellen Gründen durch männliche Verwandte, um die vermeintlich verlorene Familienehre wiederherzustellen, müsse man beim Namen nennen. Ein CDU-Politiker forderte daraufhin eine «Debatte über gescheiterte Integration aufgrund archaischer Wertvorstellungen».

Nun wird in Deutschland alle drei Tage eine Frau von ihrem Ex- oder Nochehemann, -freund oder -verlobten umgebracht; in der Schweiz sieht es ähnlich aus: Allein in den ersten zehn Wochen dieses Jahres wurden elf Frauen von Männern aus ihrem nahen Umfeld getötet. Getötet, weil sie Frauen sind, durch Männer «von hier».

Elke Breitenbach, Berliner Integrationssenatorin, weigert sich deshalb, das eine vom anderen zu unterscheiden: Die Tat sei ein Femizid, denn bei Mord an Frauen gehe es immer um patriarchale Strukturen. Leider habe sie keine Idee, wie man Männer besser integrieren könne.

Femizide durch einheimische Männer wurden auch hier bis vor kurzem gern als «Familientragödie» und «Beziehungsdrama» gesehen: Der vom Weib verlassene und verletzte Mann konnte in seiner Verzweiflung gar nicht anders, was häufig in einem verminderten Strafmass seinen Niederschlag fand. Aber laut einer Studie des Max-Planck-Instituts sind die Motive von deutschen und nichtdeutschen Tätern letztlich dieselben: Eifersucht und Besitzdenken. Was auch für die Schweiz gelten dürfte.

An der Frage, wie Männer besser zu integrieren seien, sollten wir dranbleiben.