WOZ News

Nr. 36 –

Korrekte

Nachdem einige JuristInnen fanden, die Aufregung über ein Basler Gerichtsurteil sei vor allem den fehlenden Rechtskenntnissen der Empörten geschuldet, meldete sich Psychiater Frank Urbaniok zu Wort, was zahlreiche Medien so aufgriffen: «Er hat einen halbstündigen Youtube-Beitrag erstellt, in dem er sagt: ‹Der Satz, das Opfer habe mit dem Feuer gespielt, kann man drehen und wenden, wie man will. Das ist nicht eine Aussage zur Motivation des Täters, sondern zum Verhalten des Opfers.›» Das offenbart nicht nur Urbanioks glasklare Sicht auf den Fall, sondern auch, dass es manche mit dem wörtlichen Zitieren recht locker nehmen: Niemals würde Frank Urbaniok den Akkusativ malträtieren.
Karin Hoffsten

Historische

«2006 wurden nach Berichten und bewegten Bildern über eine tödliche Vogelseuche ein Virus der Vogelgrippe (A/H5N1) mit einer akut drohenden Pandemie in Zusammenhang gebracht», hiess es im «Infosperber». Ach, ja – für die Menschheit änderte sich viel, als die Bilder endlich laufen lernten.
Karin Hoffsten

Bildhafte

Unter dem Titel «Zu viel Niveau ist langweilig» fasste eine Autorin im «St. Galler Tagblatt» ihre Enttäuschung, dass die Protagonistin der momentanen RTL-Show «viel zu anständig für eine TV-Bachelorette» sei, in folgende Worte: «Die Tiefen der menschlichen Abtrünnigkeit, versenkt im blauen Meer, an dessen Strand gedreht wird.» Es ist doch tröstlich, dass die Kritik da auch gleich baden ging.
Karin Hoffsten

Talibange

Ebenfalls im «St. Galler Tagblatt» hiess es: «Der erfahrene Diplomat wurde von der gestützten Regierung des ins Ausland geflohenen Präsidenten Aschraf Ghani nach Genf entsandt.» Das Beispiel Afghanistan zeigt, dass eine gestützte Regierung manchmal leider genauso wenig taugt wie eine gestürzte. 
Jürg Fischer

Ungehobelte

«Vor 60 Jahren baute die DDR mitten durch Berlin eine Mauer, die den kommunistischen Osten vom freien Wesen trennte. Sie sorgte für viel Leid, doch hatte sie keinen Bestand: 1989 wurde sie geschliffen», hielt die «Schweiz am Wochenende» fest. Die Gegensätze sind seither mitnichten verschwunden, doch der Zahn der Zeit hat die Formulierkunst geschleift.
Jürg Fischer

Morgenmüffelnde

«Wenn Sie alle Chancen auf Ihre Seite schaufeln wollen, so trinken Sie Filterkaffee – gern in rohen Mengen.» Dies der Rat von republik.ch. Wir haben es probiert, aber geröstet schmeckt einfach besser.
Jürg Fischer

Unimpfindliche

«Der Tessiner Lega-Regierungsrat Norman Gobbi, bereits einmal SVP-Bundesratskandidat, hat sich piksen lassen. Auf ‹freien Stücken›, wie er mit einem Bild und einem langen Post in den sozialen Netzwerken publik machte», meldete bzbasel.ch. Wir hoffen dezenterweise, dass das naheliegendste freie Stück Herrn Gobbis Denkerstirn war. Die in Falten geworfene Denkerstirn.
Jürg Fischer

Wartungsfreie

«Dass der Bundesrat damit an zuwartet hat, stiess auf Kritik», schrieb die vierte Gewalt, genauer der «Tages-Anzeiger», umso schneller.
Jürg Fischer

woznews@woz.ch