Diesseits von Gut und Böse: Der Mensch, die Gans

Nr. 43 –

Alles so schön bunt hier, sang einst Nina Hagen, und irgend so etwas muss man sich auch beim Hirslanden-Management gedacht haben. Denn während die Patient:innen in anderen Spitälern zwecks Identifikation ein weisses Armbändchen tragen, bekommen sie in der bekannten Privatspitalgruppe jetzt farbige. Darauf ist nicht nur vermerkt, wer der oder die Patient:in ist, sondern auch deren Versicherungsstatus: Grün für Privatpatient:innen, Blau für Halbprivat- und Gelb für Allgemeinversicherte. Damit fürs Personal auf den ersten Blick klar sei, wer «welche Leistungen zugute hat», berichtete die Onlineplattform medinside.ch: «Diese Armbänder seien heute ein anerkannter Standard zur Gewährleistung der Patientensicherheit.»

Nun ist die Unterscheidung, wie ich sie kenne, eigentlich schon über die jeweilige Station oder das Zimmer klar. Welcher Notfall könnte denn eintreten, in dem eine Pflegefachperson den Versicherungsstatus nonverbal am bunten Bändeli erkennen muss? Wenn ein Patient unbedingt durch den VIP-Eingang in die Klinik will? Oder eine Patientin um Mitternacht im Stationszimmer ein Cüpli verlangt? Oder soll das Personal wissen, wem man bei Sonderwünschen nicht widersprechen darf?

Dabei macht die Farbcodierung lediglich für Mitpatient:innen und Besucher:innen sichtbar, was es nun mal sowieso ist: eine Klassenmedizin. Wer mehr zahlt, kriegt mehr. In der ersten Klasse der Bahn gibts schliesslich auch mehr Beinfreiheit. Es ist aber auch bekannt, dass Spitäler Gewinne nur mit Privatversicherten generieren – und zwar kräftig. Gerade kürzlich warf der Preisüberwacher laut «St. Galler Tagblatt» den Spitälern vor, «flächendeckend überhöhte Preise für halbprivat- und privatversicherte Patienten abzurechnen», was die Versicherungstarife in die Höhe treibe.

Angesichts dessen würde ich ja für Privatpatient:innen ein Goldbändeli vorschlagen, damit alle wissen, was sie eigentlich sind: Gänse, die goldene Eier legen.