Diesseits von Gut und Böse: Gute Nachrichten
Ein Buch zu lesen, das schon im Titel behauptet, Frauen kämen von der Venus und Männer vom Mars, fehlte mir schon vor siebzehn Jahren die Lust – und vielleicht würde es ja heute nicht mehr zum Verkaufshit. Zu solch vorsichtigem Optimismus ermutigen mich die Ergebnisse einer Umfrage zum Thema «Geschlecht und Identität», die das Institut Sotomo mit der Initiative geschlechtergerechter.ch durchführte.
Die überwiegende Mehrheit der Befragten identifiziert sich zwar selbst klar als Mann oder Frau, ist aber der festen Meinung, dass es in unserer Gesellschaft Menschen gibt, die sich nicht ins binäre Mann-Frau-Schema einordnen lassen. Ehern überzeugt, dass es nur Männer und Frauen gibt, sind achtzehn Prozent der Befragten. Dass diese mehrheitlich ältere Männer sind und/oder zur SVP-Basis gehören, überrascht nicht.
Die Ergebnisse bestätigen, was man sowieso diffus spürt. Dass nämlich die individuellen Vorstellungen von «männlich» und «weiblich» und wie sich jemand in diesen Kategorien selbst definiert, eng mit der politischen Haltung korrelieren: «Die Pole bilden dabei linke Frauen und rechte Männer», heisst es in der Studie. Übrigens sind fast alle Befragten der Meinung, keine Lebensentscheidung erfordere mehr Mut als die, eine neue Geschlechtsidentität anzunehmen, wofür ja seit dem 1. Januar eine Erklärung beim Zivilstandsamt reicht. Allein das entlarvt die Befürchtung, Männer würden sich jetzt reihenweise zur Frau erklären, um nicht ins Militär zu müssen, als das, was sie ist: komplett hirnrissig.