WOZ News

Nr. 9 –

Schäfernde

«Watson» schrieb, US-Präsident Joe Biden sei ein «in der Wolle gewaschener Transatlantiker». Hoffen wir, dass er mit dieser Haltung ungeschoren davonkommt und dass «Watson» künftig seine Formulierungen besser färbt. 
Jürg Fischer

Bezeichnende

Von einer «Afroitalienierin» war unlängst in der WOZ zu lesen. Diese subtile Art, sich breit zu machen, wäre auch für andere Landesangehörige denkbar: Indierin, Israeliin, Iriin. Wieder andere könnten sich bewusst schlank machen: Argentinerin, Kanaderin. Wir halten Sie über die Vielfalt der Identitäten auf dem Laufenden.
Jürg Fischer

Verhältniswörtliche

«Einige Stadtbewohner stören sich über die sperrigen Container», berichtete das «Tagblatt der Stadt Zürich», das sich aber nicht mit Korrigieren aufhielt und sich darob am falschen Einsatz der Präposition gestört hätte. 
Jürg Fischer

Vielfache

Dieselbe Zeitung hielt zum 50. Geburtstag von Moderator Sven Epiney fest: «Du bist der Sohn / Schwiegersohn, der sich jedes Müetti wünscht, das SRF schaut.» Auch im Interesse des häuslichen Friedens des Gefeierten bezweifeln wir das. 
Karin Hoffsten

Verbreitete

«Dass Strafverfahren immer mehr in der Öffentlichkeit aufgetragen werden», betrachtet gemäss «St. Galler Tagblatt» eine ehemalige Richterin als «hochproblematisches Phänomen». Dass dies in seinen Spalten genauso aufgetragen wird, finden auch wir nicht unproblematisch, wir freuen uns aber, dass die Zeitung nach wie vor täglich ausgetragen wird. 
Jürg Fischer

Gedröhnte

«Ein liebendes Umfeld erlebten die Kinder nicht, vielmehr hasche Strafen», hiess es in einer Filmkritik auf zeit.de. Bei dieser Lektüre kann man sich in einer möglicherweise nicht hundertprozentig affirmativen Haltung zur Cannabisliberalisierung bestärkt fühlen oder mindestens bekiffte Korrekturprogramme bedenklich finden. 
Jürg Fischer

Wiederholende

Drei Jahre lang ignorierten die Behörden schwere Missstände in einem Genfer Kinderheim, berichtete der «Tages-Anzeiger». Das zuständige Bildungsdepartement verteidigt sich jetzt: «Die Schuld sucht es mitunter bei der Justiz selbst.» Die Justiz schlampt ja tatsächlich hin und wieder. Doch mitunter kann passieren, dass «mitunter» einfach nicht passt. 
Karin Hoffsten

Patentfreie

Uns gehts meistens gut oder mittelprächtig und manchmal auch scheisse. In Apotheken und auch sonstwo begegnet uns aber in letzter Zeit öfters der Spruch: «Mir geht’s Sandoz.» Hallo? «Unter der Marke Sandoz sind die gesamten Generikaaktivitäten der Novartis-Gruppe gebündelt», weiss Wikipedia. Wer ausschliesslich vom Generikaverkauf leben muss, kann sich keine Werbeagentur leisten, die noch über eine Schmerzgrenze verfügt, kann man daraus schliessen. Oder: Der Verzehr dieser Medikamente kann Sprachverluderung auslösen. Lesen Sie die Packungsbeilage.  
Jürg Fischer

woznews@woz.ch