Diesseits von Gut und Böse: Getröpfelte Spuren

Nr. 12 –

«Die Grünen fordern jetzt, dass Zürich die ganze Welt einlädt, bei uns gratis zu menstruieren!», rief SVP-Gemeinderätin Susanne Brunner, was man sich wohl so vorstellen muss: Millionen menstruierender Menschen aus aller Welt werden demnächst nach Zürich reisen und – auf dem Weg vom Flughafen oder Bahnhof eine blutige Tröpfelspur hinterlassend – vielsprachig rufen: Wo, bitte, sind hier die WCs? Dort sollen den Benutzer:innen nämlich bald Binden, Tampons und – schliesslich stammt das Postulat von Links und Grün – sicher auch Menstruationstassen gratis zur Verfügung stehen.

Das war aber nur ein Postulat; ein zweites forderte, Menstruationshygieneartikel gratis auf Schultoiletten bereitzulegen, laut Brunner ein «zutiefst antifeministisches Anliegen», während ihre FDP-Kollegin Yasmine Bourgeois den Ruf nach dem «Nannystaat pur» vernahm. Denn Mädchen, die vergessen, ihre Hygieneartikel einzustecken, sind unselbstständig und werden dank dieser Bevormundung niemals in der Lage sein, «als CEO einem börsenkotierten Unternehmen vorzustehen».

Frau Bourgeois erklärte, Hygieneartikel befriedigten ein Grundbedürfnis wie Nahrung, die Schule lege schliesslich auch keine Sandwiches parat; und voller Empathie fürs Seelenleben Heranwachsender stellte sie fest: Sollte die Periode wirklich mal unerwartet eintreten, könne die Betroffene ja jederzeit im Lehrer:innenzimmer um Binden oder Tampons bitten. Tataaa!

Von «inhaltlicher Verelendung der Linken und Grünen» war die Rede und vom Anfang des bedingungslosen Grundeinkommens. Bald würden auf städtischen WCs Gratiswindeln, Gratisinkontinenzartikel und Utensilien zur Bartpflege gefordert. Dieser Logik folgend dürften sich die Damen bald für die Entfernung von WC-Papier, Seife und Desinfektionsmittel aus öffentlichen WCs einsetzen.

Der Gemeinderat nahm beide Postulate an.