Diesseits von Gut und Böse: Löchrige Statements

Nr. 13 –

Es kommt ja immer auf die gesellschaftliche Position an, ob Botschaften auf unserer Kleidung Beachtung finden oder Anstoss erregen. Wenn ich zum Beispiel das Motto auf meinem Lieblings-T-Shirt – «Procrastinators unite! … tomorrow» – in die Tat umsetze, interessiert das nur unmittelbar Betroffene.

Mehr Aufruhr generierte Melania Trump mit dem Statement auf ihrer Allwetterjacke: «I really don’t care, do you?» Altbundesrätin Doris Leuthard hingegen sagte es bei der Einweihung des Gotthardbasistunnels nonverbal: in einem Gewand mit grossen Löchern. Und dass sich Bundesrat Maurer im hässlichen Pulli als Freiheitstrychler outete, will er selbst ja nicht gemerkt haben.

Jetzt besuchte Karin Keller-Sutter Schutzsuchende aus der Ukraine im Basler Bundesasylzentrum Bässlergut. Wie immer zeigte sich die Justizministerin ausgesprochen elegant: Zum Map-Print-Dress im Vintagelook aus leichter Wolle (2250 €) hatte sie die kurze Lederjacke Hasso (3050 €) kombiniert, beides aus dem traditionsreichen St. Galler Modehaus Akris. Der Map Print zeigt einen antiquierten Kartenausschnitt der Ostschweiz, auf Busenhöhe verläuft die Sitter.

Auf Twitter gab das Outfit zu reden. Ein Nutzer konstatierte: «Was zieht man an, wenn man mit geflüchteten Menschen spricht? Eine Landkarte und eine Töffjacke, genau.»

Mir ist völlig egal, was die Frau anzieht. Aber sehr übel nehme ich ihr, dass sie bei dem Besuch sagte: «Die Menschen aus der Ukraine (…) wollen keine Asylsuchenden sein, sondern wieder zurück in ihre Heimat.» Besser hätte sie ihre Geringschätzung gegenüber allen anderen geflüchteten Menschen nicht ausdrücken können.