Diesseits von Gut und Böse: Frauen und Nägel

Nr. 16 –

Sei es im Krieg oder im Frieden – auf die Expertise ausgewiesener Fachpersonen zurückgreifen zu können, kann für Journalist:innen von entscheidender Bedeutung sein, wenn sie seriös berichten wollen. Der aktuellen «SonntagsZeitung» gelang da ein besonderer Coup.

Dank Nageldesignerin Nataliya A. konnte Autorin Chris W. ihre Leser:innen nämlich – sozusagen aus erster Hand – über das Wesen der ukrainischen Frau informieren: «Für uns Ukrainerinnen steht Schönheit immer an erster Stelle, in jeder Situation.»

Wie Nataliya A., die in Lachen SZ ein eigenes Nagelstudio besitzt und auch selbst «voll und ganz dem Bild der attraktiv zurechtgemachten Ukrainerin» entspricht, weiter erklärt, gehe die Ukrainerin «ohne Make-up, frisiertes Haar und tadellose Nägel […] kaum aus dem Haus. ‹Sogar wenn man ins Spital muss, macht man sich mit letzter Kraft hübsch.›» Dass der ungebrochene Schönheitssinn der Ukrainerin nicht nur in Gesund- und Krankheit gilt, sondern auch im Tod, weiss die Welt, seit sich ein Foto mit perfekt gestylten Fingernägeln viral verbreitete: Es zeigt die Hand der ermordeten Iryna F. († 52), die während des Massakers in Butscha erschossen wurde. Erkannt wurde sie dank speziellem Naildesign von ihrer Kosmetikerin.

Sie wolle nicht werten, stellt Nataliya A. fest, «aber die Schweizerinnen legen viel weniger Wert aufs Aussehen als wir», an den Nägeln der Flüchtlingsfrauen erkenne sie «perfekte Arbeit, beste Qualität».

Um vielleicht auch der Schweizerin etwas auf die Sprünge zu helfen, erklärt die Fachfrau noch den neusten Modetrend namens «Babyboomer»: «Ein sanfter Farbverlauf in dezenten Nude-Tönen, sehr natürlich.» Das gefällt besonders, wenn die dezent nudegenailte Frauenhand zu Granatwerfer und Sturmgewehr greift.