Diesseits von Gut und Böse: Besorgte Seelsorger
Nach allem, was man so hört und liest, scheint es mir belastend, katholisch zu sein. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen: Von aussen betrachtet, gibts doch kaum Gründe für eine Mitgliedschaft in dieser Organisation. Schon gar nicht für Frauen, die von vornherein jeden Karrierewunsch vergessen können. Und obwohl seit Jahren unaufhörlich Fakten über Missbräuche und deren Verschleierung ans Licht kommen, bleiben die Leute: Von den Einwohner:innen im Bistum Chur ist ein gutes Drittel katholisch.
Denen verordnete Papst Franziskus nach langer Leidenszeit unter der Führung von Vitus Huonder einen frischen Bischof: Joseph Bonnemain. Der wird seinem Namen insofern gerecht, als er hinsichtlich Kommunikation bisher eine gute Hand bewies – doch jetzt ist Feuer im Dach.
Bonnemain liess einen dreissigseitigen «Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht» für die Geistlichen im Bistum erstellen, der «spirituellem Missbrauch und sexueller Ausbeutung» vorbeugen soll und übrigens auch jedem weltlichen Arbeitgeber gut zu Gesicht stünde. Neben viel anderem steht da, man «unterlasse jegliche Form von Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung», stehe «einem Outing zu sexueller Orientierung […] unterstützend zur Seite» und «unterlasse Massnahmen zur Konversion».
Vielleicht erinnern sich einige, wie sich Bonnemains Vorgänger Huonder vor sieben Jahren mit ein paar alttestamentarischen Zitaten, wonach Homosexualität eine «Gräueltat» sei und «mit dem Tod bestraft» werden müsse, in die Nesseln setzte. Jetzt behaupten seine unbeugsamen Adepten, geeint im «Churer Priesterkreis», der Verhaltenskodex versuche, «die LGBT-Ideologie unter dem Deckmantel der Übergriffsprävention in der Kirche zu implantieren».
Sollten Sie das alles schlimm finden, trösten Sie sich einfach mit dem Erzbistum Köln: Dort zahlte man kürzlich die Spielschulden eines Geistlichen aus der Kasse für Zahlungen an Missbrauchsopfer.