WOZ News

Nr. 38 –

Fröhliche

Beim «Tatort» machen Lokalkolorit und regionale Idiome ein Gutteil der Attraktivität aus und können auch mal über Schwächen des Drehbuchs hinwegtrösten. Gespannt dürften deutsche Zuschauer:innen bestimmt auf den kürzlich ausgestrahlten Zürich-«Tatort» gewesen sein, der auf der ARD-Website so angekündigt wurde: «Risiken mit Nebenwirkungen (Switscherdütsch mit Untertitel)». Schon herzig, wie uns in der Schweiz der Schnabel gewachsen ist. Wir müssen nur aufpassen, dass die Sprache nicht vollends zum Twittertüt verkommt.

Aufgestockte

Einen «Tum mit 204 Wohnungen» sah man angeblich auf der Visualisierung eines geplanten Genossenschaftshauses in Zürich in der «NZZ am Sonntag». Hoffentlich sind die Wohnungen dort dann nicht ganz so reduziert, sonst heisst es: Tum gelaufen.

Hochstandardisierte

Auch im Inserateteil der «NZZ am Sonntag» haben exklusive Liegenschaften Platz, zum Beispiel ein «historisches Anwesen aus dem 16. Jdh. unweit von Zürich mit ausgebautem Standard». Das ist sozusagen die Abkürzung des Jahrhunderts, man hat sie jedenfalls so noch nicht gesehen, und das erklärt auch die angegebene Preisvorstellung: «CHF Mio. 15–20».

Unmöblierte

Ein «mit dem Schreiben privat bekannter Möbelschreiner» kam in der «Luzerner Zeitung» vor. Kein Wunder, fühlt sich WOZ-Leser M., seines Zeichens Möbelschreiner, der dies las, beleidigt. Nicht dass des Schreibens unkundige Fachleute nicht auch brauchbare, ja hübsche Möbelstücke zustande brächten, aber wenns mal einer kann, muss das ja nicht speziell betont werden. Sonst könnte man ja auch erwähnen, dass ein Schreiber mit dem Durchlesen privat bekannt ist.

Verwirrende

«Russlands andauernder Mangel an Luftüberlegenheit bleibt einer der wichtigsten Faktoren, die die Fragilität seines operativen Designs in der Ukraine untermauern.» So übermittelten diverse Medien eine Nachricht, die das britische Verteidigungsministerium abgesetzt haben soll. Entweder versucht sich die Kriegsberichterstattung jetzt in literarischer Verschwurbelung, oder die Kolportierenden können kein Englisch.

Geschwächte

Auch die Kunst der Konjugation stellt hohe Ansprüche ans Formulieren. So liess tagesanzeiger.ch einen ehemaligen Neonazi über einige seiner früheren Kumpels sagen: «Die hätten von dem ganzen Rebellischen wegkommen wollen und der Gewalt abgeschwört.» Nun gut – macht ja nichts. Schliesslich heisst es ja auch immer: Taten statt Worte!

Verunglückte

Zu guter Letzt halten wir fest, dass mit der Nachricht «Blitz tötet Schweizer und Deutscher auf Mallorca» auf bluewin.ch nicht der Sänger Drafi Deutscher gemeint war. Der Interpret der unvergesslichen Hymne «Marmor, Stein und Eisen bricht» verstarb bereits 2006. Die inhaltliche Präzisierung des Unglücks liess aber leider auch zu wünschen übrig: «Ebenfalls tödlich getroffen wurde ein 51-jähriger Deutsche.»

woznews@woz.ch