Diesseits von Gut und Böse: Deftige Duftnoten

Nr. 46 –

«Pecunia non olet» hiess es im alten Rom. Der Wahlspruch, dass Geld nicht stinke, leitet sich von einer Gebühr her, die auf die Benutzung öffentlicher Latrinen erhoben wurde und trotzdem nicht nach Pisse gestunken haben soll. Heute bedeutet der Spruch, dass man es einer Summe nicht anmerkt, wie dreckig das Geschäft war, mit dem sie verdient wurde.

Die Vergabe der Fussball-WM nach Katar scheint diese Weisheit ein bisschen erschüttert zu haben. Den Unsummen, die bereits investiert wurden und in Form von Werbung noch investiert werden sollen, scheint ein derart übles Gerüchlein anzuhaften, dass sich jetzt manches Grossunternehmen – zumindest gegen aussen – schaudernd abwendet; als habe man plötzlich entdeckt, dass der reiche Erbonkel, dem man die ganze Zeit lustvoll sonst wo hineinkroch, seit Jahren im Keller Kinder versklavt.

Den Saudis blieb zwar sogar nach der Ermordung eines kritischen Journalisten ein grösserer Imageverlust erspart – Bundesrat Maurer verspürte schnell wieder Lust zu einem Freundschaftsbesuch –, doch jetzt fremdschämen sich alle für den reaktionären Auswurf, den kürzlich ein katarischer WM-Botschafter absonderte.

Allen voran die Credit Suisse (CS). Die ist zwar seit dreissig Jahren Hauptsponsorin der Schweizer Fussballnati (und sponsert zudem die Zurich Pride), verzichtet jetzt aber auf eine WM-Werbekampagne. Dabei ist der Staat Katar ja schon mit rund fünf Prozent an der CS beteiligt und erwägt gar eine Erhöhung dieser Beteiligung. Falls es so weit käme, hielten Investor:innen aus Saudi-Arabien und Katar bald mal über zwanzig Prozent an der zweitgrössten Schweizer Bank.

Scheissegal. Ist der Ruf erst ruiniert, scheffelt sichs ganz ungeniert.