Diesseits von Gut und Böse: Z schpaat bschtellt
Erinnern Sie sich? Im funkelnagelneuen Zürcher Polizei- und Justizzentrum (PJZ) konnten letztes Frühjahr wissbegierige Bürger:innen zur Probe einsitzen. Der praktische Gefängnistest fand reges Interesse. Es soll recht nett gewesen sein, denn der entscheidende Unterschied zur echten Haft war das Klopfzeichen, mit dem man den Versuch jederzeit abbrechen konnte.
Für seine Kantonspolizei und deren Gefangene hat sich der Kanton Zürich nicht lumpen lassen: Fast 800 Millionen Franken kostete der riesige Neubau. Jetzt kommen noch die jährlichen Betriebskosten hinzu, zum Beispiel für Strom.
Aber statt die nötige Elektrizität wie bisher über die regulierte Grundversorgung zu Gestehungskosten zu kaufen, beschloss das zuständige Immobilienamt, seinen Strom künftig auf dem freien Markt zu beziehen. Warum, ist laut «Handelszeitung» auch Expert:innen ein Rätsel.
Nun ist es auf dem freien Markt bei Strom wie mit neuen Kühlschränken oder Waschmaschinen: Um das günstigste Modell zu erwischen, vergleicht man – manchmal so lange, bis das Wunschmodell schon wieder vom Markt verschwunden ist. Ausserdem herrscht Krise.
Und so erging es dem PJZ in Zürich mit den verschiedenen Stromlieferverträgen wie dem Papst mit dem Speckbesteck in Spiez: Es hat den Strom zu spät bestellt! Bis man sich endlich entschieden hatte, war nur noch ein Vertrag zu haben, mit dem der Strom statt der bisherigen Million im nächsten Jahr fast viermal so viel kosten wird.
Natürlich sind drei Millionen jährliche Mehrkosten fast schon ein Fliegenschiss im Vergleich mit den ursprünglichen Baukosten des PJZ. Mich interessiert trotzdem, wo man denn jetzt Strom sparen will: Frühes Lichterlöschen in den Zellen? Oder striktes Internetverbot im Immobilienamt?