WOZ News

Nr. 49 –

Unterversorgte

«Winter zerrt an Substanz» – wir hoffen, dass das «Tagblatt der Stadt Zürich», welches dies feststellte, nicht seinerseits schon auf Reserve läuft. Orthografisch wirkt es nämlich ein bisschen ausgezehrt.

Prekarisierte

Hoffentlich beschäftigen Sie sich, sofern Sie schon etwas reifer sind, nicht unentwegt mit der Vorsorge; wir sind aber sicher, dass Sie fast pausenlos mit Ratschlägen zu dem Thema bombardiert werden. «Nutzen Sie unseren Vorsorgerechner und berechnen Sie das finanzielle Risiko im Falle von Invalidität, Todesfall und Pensionierung», ruft der Newsletter des Vergleichsdienstes Comparis. Krasse Steigerung, finden wir – um uns schliesslich doch für den Hochrisikofall Pensionierung zu entscheiden.

Eilige

«Gleichzeitig altert die Bevölkerung schneller als erwartet», hielt der «Tages-Anzeiger» fest, und uns beruhigt, dass dieser Prozess in China stattfindet und nicht in der Schweiz. Wir kommen ja auch so schon kaum noch damit nach, unsere Falten zu zählen.

Hochqualifizierte

Ebenfalls in China beobachtet wurde laut «St. Galler Tagblatt»: «Weitere Sicherheitskräfte patrouillieren während einer bitterkalten Novembernacht ihre Runden, unzählige Staatsmänner in Zivil sind an den umliegenden Strassenkreuzungen positioniert.» Während Runden hierzulande nur bescheiden gedreht werden, findet man auch kaum Staatsmänner an Strassenkreuzungen. Ob an einer Ecke Xi Jinping persönlich gesichtet wurde, ist nicht bekannt.

Widersprüchliche

Die gleiche Zeitung konstatierte, über Herren ohne Krawatte habe man an Businessmeetings früher so geurteilt: «Der ist beim Marketing oder sonst einer der paar Abteilungen, wo man sich um anständige Kleidung schert.» Sprachlich korrekt beharren wir darauf, dass auch, wer sich nicht um Krawatten schert, als anständig gekleidet durchgehen kann.

Geschmissene

«Andrea Agnelli, Sprössling einer Turiner Dynastie mit historisch gereiftem Namen, hat nach zwölf Jahren an der Spitze des Vereins hingeworfen», vermerkte der ­«Tages-Anzeiger» zum Rücktritt des Präsidenten von Juventus Turin, und mit uns fragte sich Leser K.: Was denn genau? Den Bettel? Das Handtuch? Den Fehdehandschuh? Wütende Zeilen? Bloss eine flapsige Bemerkung oder gar eine antike chinesische Vase? Diesen Leuten ist ja alles zuzutrauen.

Verwirrende

Im «Tages-Anzeiger» lasen wir: «Sergei Kriwenko berät russische Soldaten und Menschen, die keine werden wollen.» Bei russischen Soldaten haben wir ja noch Hoffnung, aber wer kein Mensch werden will, dürfte beratungsresistent sein.

Lange

In einem Register des Kantons Zürich sucht eine Sprachheilschule eine Logopäd:in als Vertretung, gewünschte Dauer: «Bis Ende Mutterschaft.» Potenzielle Interessent:innen sollten sich auf ein paar Jahrzehnte einstellen.

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