Diesseits von Gut und Böse: Trau, schau, wem!

Nr. 4 –

In Zürich ist jetzt Wahlkampf, und einer, der unbedingt Regierungsrat werden will, obwohl dort schon zu viele Bürgerliche sitzen, gibt sich besonders Mühe: Peter Grünenfelder (55) will den zweiten FDP-Sitz zurückgewinnen.

Der Mann hat aber auch saugute Ausgangsbedingungen für eine Werbekampagne: eine gescheite Frau und ein hübsches Baby, was sich immer gut macht. Und so zeigt sich der Kandidat gern und häufig mit Frau und Kind in der Öffentlichkeit, zum Beispiel in der «Schweizer Illustrierten».

Dass die gescheite Frau noch bis Herbst FDP-Nationalrätin ist und Christa Markwalder heisst, wirkt sich auch nicht zu seinem Schaden aus. Zumal ihm als Direktor von Avenir Suisse für seine Kampagne vermutlich die geschicktesten Kreativagenturen zur Seite stehen.

Das sieht dann auf seiner Website so aus: In Endlosschleife führt Herr Grünenfelder verklemmt lächelnd eine Espressotasse an die Lippen und antwortet unter drei Links auf die Fragen: «Wer ist Peter?», «Was ist Freiheit?» und «Wohin soll Zürich?» wenig überraschend, dass er ein überzeugter Liberaler sei und die Steuern senken wolle.

Von Grünenfelders Kandidatur nicht ganz so begeistert sind seine Mitstreiter:innen auf dem sogenannt «bürgerlichen Ticket», weil er mit dem Thema Schule die Mitte-Regierungsrätin unter Beschuss genommen hat statt der Linken. Doch nun konnte der Kandidat einen ganz prominenten Fürsprecher gewinnen: An der Albisgüetli-Tagung rief Christoph Blocher das SVP-Gefolge auf, alle Bürgerlichen zu wählen, sonst drohe dem Kanton das linksradikale Chaos der Stadt Zürich – und nannte dabei auch ihn, Peter Grünenfelder, explizit mit Namen!

Das muss dem Manne eingefahren sein wie ein Ritterschlag. Er twitterte ein Blocher-Foto mit Blocher-Zitat und die begeisterte Botschaft: «Die Zustimmung aus der SVP wächst.» Vielleicht hätte Gattin Christa im vertraut ehelichen Gespräch da mal besser gesagt: «Ach, mein Peterchen, der Schuss kann nach hinten losgehen!»