Diesseits von Gut und Böse: Das Knie der Nation

Nr. 5 –

So bescheiden, wie sich die Schweiz gern als Ganzes gibt, liebt sie auch ihre Idole. Zwar hat es einen Haufen Superreiche, aber die halten sich lieber bedeckt. Adlige gibts nicht, und wer als Popstar hierherzieht, hat den Zenit meist überschritten und will seine Ruhe.

Seit unser letzter Nationalheld, der Rotschi, der ja Bescheidenheit aufs Graziöseste mit Reichtum zu verknüpfen weiss, tränenreich Abschied nahm, starrte das Volk Seite an Seite mit dem «Blick» und der «Schweizer Illustrierten» in einen Abgrund. Jetzt schliesst sich dieser: Odi ist da!

Odi ist so schweizerisch, wie Mann nur sein kann. Vor 600 Jahren siedelten seine Ahnen «a de Matt», seither breiteten sie sich als Odermatts über die Schweiz aus, aber die meisten leben noch in Nidwalden. Das macht den Odi stolz. Seine lässige Bescheidenheit hat er von Priska und Walti gelernt, aber unter den Vorfahren muss es einen gemeinsamen Zweig mit dem grossen Dimitri geben, so wie der Odi immer grinst.

Gut, er hat auch Grund zum Grinsen, denn zur Freude von Schweizervolk und Presse «lässt ers krachen» und «fährt wie ein Verrückter». Und das alles trotz lädiertem Knie! Ach, dieses Knie … Allein das ist doch schon eine mystische Verbindung zu Rotschi, seinem Vorgänger. Und genau wie dieser hat der Odi schon jede Menge Sponsoren, allen voran natürlich Red Bull – so als Überflieger.

Noch steht Odi zwar nicht ungelenk zwischen Haushaltsgegenständen herum wie sein Vorgänger, aber er ist ja noch jung. Doch er gilt schon als «Stilikone», nur weil er mal den obersten Hosenknopf aufgelassen hat, bei ihm steht der «offene Hosenstall» für Stilsicherheit und Sex-Appeal.

Die grösste Gemeinsamkeit mit Rotschi ist Odis Hingabe an die landesübliche Neutralität in weltanschaulichen Fragen. Odi braucht jeden Tag Fleisch. Gründe, darauf zu verzichten, kennt er nicht. Seine Freundin studiert übrigens Medizin, vielleicht nennt sie ihm mal ein paar Gründe. Wenn der Odi grad nicht wie ein Verrückter zu Tal rast.