WOZ News

Nr. 6 –

Verschlafene

In der aktuellen Debatte um den Begriff «woke» erklärt uns der «Tages-Anzeiger»: «Das Wort stammt aus dem afroamerikanischen Slang und ist eigentlich eine grammatikalisch falsch benutze [sic] Vergangenheitsform von ‹awake›.» Hmm, schwierig. Haben jetzt auch Wiewörter Vergangenheitsformen? Unsere Anglistikabteilung bestätigt die Existenz des Verbs «to awake» neben dem Adjektiv «awake». Dann müsste es aber «awoke» heissen. Egal, das Wort ist ja nicht vergangen, sondern höchst präsent. Ein wohlfeiler Werbespruch wäre übrigens: Bleib woke, trink Coke. Aber das traut sich hoffentlich niemand.

Übersetzte

«Die Vernünftigen in den Reihen der GOP (Grand Old Party) haben eingesehen, dass ein Präsidentschaftskandidat Donald Trump ein Unfall ist, der nur darauf wartet, zu passieren», lasen wir hingegen auf «Watson». Der Fehler, der hier nicht nur darauf wartete, zu passieren, sondern tatsächlich passierte, entstammt ebenfalls einem etwas lockeren Umgang mit der englischen Sprache. Umgekehrt nennt sich ein drohender Unfall auf Englisch ja auch nicht «threatening accident».

Theologische

«Der Kanadier gründete 1964 in Frankreich die christlichen Arche-Gemeinschaften für Menschen mit und ohne geistliche Behinderung», hiess es vor kurzem in den «Freiburger Nachrichten». Damit trafen sie unfreiwillig eine ungeklärte Frage, es ging nämlich um massiven sexuellen Missbrauch durch den besagten Kanadier. Wenn «ohne geistliche Behinderung» bedeutet, dass es für die Christenmenschen keine moralischen Schranken gibt, dann lieber mit.

Trinkfreudige

Die Weinabteilung des Magazins der «NZZ am Sonntag» berichtete: «Der sehr teure Ikone Grange 2018 von Penfolds reift während 18 Monaten in neuen Holzfässern aus amerikanischer Eiche.» Eine Flasche kostet gegen 700 Franken, da ist Liquidität gefragt. Das Magazin hilft schon mal, indem es die Ikone fluid gemacht hat.

Autonome

«Chat-GPT ist sehr gut darin, Routinearbeiten zu erledigen. Kurze, normierte Text zu verfassen, ist kein Problem», stand in der NZZ. Die Aufrechterhaltung eines klitzekleinen menschenbesetzten Korrektorats empfehlen wir trotzdem.

Halbbatzige

«Die Statik soll verbessert werden, damit neue Lärmschutzwende aufgebaut werden können», liess baseljetzt.ch den Liestaler Stadtpräsidenten zur Sanierung der A22 sagen. Dabei kann es doch zu einer eigentlichen Lärmschutzwende erst kommen, wenn die Autobahn ganz verschwindet.

Traurige

Der «Tages-Anzeiger» berichtete, dass der um sich greifende Trend bei prominenten Frauen, sich mit einem schönen Fest selbst zu heiraten, keine Formalitäten benötige: «Es ist darum auch keine ‹Ego-Scheidung› nötig, sollte man sich danach entschliessen, doch noch zu einem Menschen Ja zu sagen.» Das Phänomen, sich selbst nicht für einen Menschen zu halten, findet sich auf der Krankheitsliste der WHO in Kapitel 5.

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