Leser:innenbriefe

Nr. 24 –

Dürrenmatt und Bank

«Banken-PUK: Nie wieder Notrecht», WOZ Nr. 23/23

Das Gemälde «Letzte Generalversammlung der Eidgenössischen Bankanstalt» von Friedrich Dürrenmatt erscheint mir als ein weiterer Ausdruck von dessen stupender Klarsicht. Ob die dargestellte Szene (die Bankmanager begehen gemeinsam Suizid) tatsächlich die «schlimmstmögliche Wendung» im Sinne des Autors abbildet oder ob die Realität, wie wir sie heute sehen, nämlich die «ungebrochene Selbstherrlichkeit» der Verantwortlichen, als noch schlimmer zu betrachten ist? Ich fürchte, das Zweite trifft zu.

Dieter Liechti-Keller, Bülach

Der Ukraine schenken

Als Anarchist, ehemaliges GSoA-Mitglied und Militärdienstverweigerer mit Knasterfahrung habe ich kein Verständnis für die politische Neutralität, wenn sich doch die Raubtierwirtschaft noch nie an einer solchen orientiert hat. Meine Forderung, mit Wink an die GSoA, lautet: Schaffen wir jetzt diese Schweizer Armee ab, verschenken das ganze Material der Ukraine, die könnten es wenigstens gebrauchen. Der Pazifismus in den Reihen der politischen Linken ist zweifellos ehrenhaft und ein wichtiger Inhalt, gegen einen Verbrecher wie diesen Putin jedoch absolut wirkungslos … und: mindestens so naiv wie meine Forderung.

Peter Kuert, Huttwil

Schweiz wohin?

Durch ihre wiederholte Verweigerung der Waffen- und Munitionslieferungen an die Ukraine und einer angemessenen humanitären Hilfe an das gebeutelte Land hat sich die Schweiz auf lange Zeit aus der Gemeinschaft der gesitteten europäischen Nationen und Nato-Staaten ausgeklammert. Die Folgen (auch die wirtschaftlichen) werden unabsehbar sein. Deutsche Politiker haben es deutlich formuliert. Zudem hat sie jede internationale Achtung eingebüsst. Zumal im Notfall das Waffengesetz KMG § 19 die Waffenausfuhr legitimiert.

Die Schweiz liefert bedenkenlos Waffen unter anderem an Saudi-Arabien und beruft sich (wenn es gerade so passt) auf eine fiktive, ihr vom Wiener Kongress 1815 aufgezwungene Neutralität. Dass Putin sie «einen geheimen Bundesgenossen» nennt, stört sie nicht. Das wird die Schweiz nicht unbeschadet überleben, was der Bundesrat fahrlässig und verantwortungslos ignoriert.

Die Schweiz hat sich mitschuldig gemacht am Tod zahlreicher junger Soldat:innen (darunter viele Mütter) in Bachmut. Ist der Schweiz jede menschliche und politische Vernunft abhandengekommen? Ein Kabarettist konnte es noch witzig auf eine Formel bringen: «Die Blocherone steigt aus der Büchse des Klöppelmannes.»

Hermann Hofer, D-Marburg

Ohne schlechtes Gewissen

1974 habe ich den Militärdienst verweigert. Resultat: sechs Monate Einzelhaft in Witzwil und Ausschluss aus der Armee! Mit meinem Gewissen konnte ich mir nicht vorstellen, Militärpflichtersatz zu bezahlen. Auf diesem Weg habe ich weitere Haftanstalten kennengelernt.

Inzwischen siebzig Jahre alt, habe ich nie Militärpflichtersatz bezahlt und bereue nichts und kann meinen Kindern und der Enkelin ohne schlechtes Gewissen in die Augen schauen. Dass die Armee einer der grössten Klimakiller und Umweltverschmutzer ist, ist leider eine Tatsache.

Andreas Zahner, besorgter Aktivist, Thusis