Diesseits von Gut und Böse: Die wirklichen Probleme

Nr. 25 –

Sportlerin sein schützt nicht vor politischer Torheit. Und Polizistin sein schon gar nicht. Dafür gibt es weltweit Beispiele. In der Schweiz liessen sich schon zwei ehemalige Skirennfahrer auf SVP-Listen setzen – erfolglos –, und auch die Expolizistin und SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler kreiert gerne rückwärtsgewandte Ideen.

Doch wenn – wie bei der deutschen Eisschnellläuferin und Bundespolizistin Claudia Pechstein – beides zusammenkommt, ist der Mist geführt. Frau Pechstein war an eine CDU-Veranstaltung geladen, um eine Rede zur Bedeutung und Notwendigkeit von Breitensport zu halten.

Stattdessen lieferte sie ein paar Thesen ab, die sich auf einem AfD-Parteitag prima gemacht hätten, aber – am wohlgefälligen Schmunzeln der Parteileitung in der ersten Reihe abzulesen – auch bei der CDU hervorragend ankamen: Es gäbe Wichtigeres, als Gendersternchen zu setzen, oder ob man noch Z-Schnitzel sagen dürfe. Frauen und alte Menschen müssten wieder ohne ängstliche Blicke den öffentlichen Verkehr nutzen können, Kinder wollten in einer richtigen Familie «Papa» und «Mama» sagen können und so weiter und so fort. CDU-Chef Friedrich Merz bezeichnete die Rede als «brillant», sie habe die Parteileitung «motiviert, in diese Richtung weiterzuarbeiten».

Aufruhr gab es anschliessend aber weniger wegen der rassistischen und queerfeindlichen Inhalte als wegen der Tatsache, dass Frau Pechstein bei ihren Auslassungen ihre Polizeiuniform trug. Eine CDU-Sprecherin sagte, ihrer Kenntnis nach habe Pechstein «eine Tragegenehmigung für die Uniform». Die deutsche Bundespolizei soll inzwischen eine dienstrechtliche Prüfung eingeleitet haben.