Diesseits von Gut und Böse: «Bürgerliches Dranbleiben»
Wer nicht selbst in Zürich unter der Knute von Rot-Grün darbt, hat es vielleicht noch nicht gemerkt: Autos werden gegängelt, Spuren und Parkplätze abgebaut, das Gewerbe geplagt, am «Züri Fäscht» soll Feuerwerk verboten werden (heuer sind gleich drei geplant!), Rentner:innen müssen Kichererbsen statt Fleischkäse essen, und Schüler:innen droht das gleiche Schicksal, weil Schulen zu ideologischen Hotspots mutieren, von Klimastreikenden besetzt. Dass Camille Lothe (SVP-Stadtparteipräsidentin) die Stadt so sieht, überrascht niemanden, dass die Zürcher FDP-Gemeinderätin Yasmine Bourgeois ihre Einschätzung rückhaltlos teilt, vermutlich nur jene, die sie nicht kennen.
Doch von vorn: Alle zwei Wochen werfen sich im «Tagblatt der Stadt Zürich» zwei Stadtzürcher Politiker:innen «in einem Schlagabtausch den Ball zu». Motto des Pingpongs: «Eine gute Streitkultur und harte Debatten mit unterschiedlichen Standpunkten – davon lebt die Politik.» Der aktuelle «Schlagabtausch» der oben Genannten geriet hingegen zum einstimmig leidenschaftlichen Plädoyer fürs «bürgerliche Dranbleiben», die Mitte stimme ja sowieso mit Links. So sehr ein Herz und eine Seele sind die beiden, dass sich die Frage aufdrängt, ob Frau Bourgeois nicht längst einen Parteiwechsel plant.
Weil an einem Zürcher Schulhaus ein Frauenstreik-Transparent hing, verkündete Yasmine Bourgeois am 15. Juni auf Facebook: «Als Präsidentin der für die Schulen zuständigen gemeinderätlichen Kommission, Mutter von drei schulpflichtigen Kindern und Steuerzahlerin erwarte ich politische Neutralität an Schulen.» Sie habe deshalb «eine formelle Beschwerde an die entsprechende Kreisschulbehörde eingereicht».
Frau Bourgeois’ Engagement gegen die Unterstützung von Sans-Papiers ist legendär, ihre Forderung nach leistungsorientierten Schulen ebenso. Dass sie als Schulleiterin für Unterstufenkinder verantwortlich ist, beunruhigt mich ernsthaft.