Politour: Zürcher Stadterkundungen

Rundgang 1: Al-Imfeld-Gedenktafel
An der Konradstrasse 23, unweit des Hauptbahnhofs, ist eine vor kurzem eingeweihte Gedenktafel zu besichtigen. Gewidmet ist sie dem 2017 im Alter von 82 Jahren verstorbenen Al Imfeld.
Imfeld, der hier die letzten vierzig Jahre seines Lebens wohnte, war eine überaus vielseitige Persönlichkeit: Missionar und Afrikakenner, Kolonialismuskritiker und Religionswissenschaftler, Tropenagronom, Geschichtenerzähler, Publizist und Journalist – er schrieb immer wieder auch für die WOZ.
1990 erhielt Imfeld den Zürcher Journalistenpreis und 2014 den Pro-Litteris-Preis für sein Lebenswerk. Über all die Jahre veröffentlichte er rund fünfzig Bücher und Gedichtbände, viele davon mit Geschichten aus seiner alten Heimat, dem luzernischen Napfgebiet. Und vor allem: über Afrika, so etwa «Afrika im Gedicht» (2015), eine 800-seitige Momentaufnahme afrikanischer Lyrik, die auch den Ausgangspunkt für die Ausstellung «Litafrika» im Strauhof Zürich vor einem Jahr bildete.
Legendär und in bester Erinnerung bleibt seine stets offene Wohnung an der Konradstrasse, wo ein grosser Freundeskreis ein und aus ging. Namhafte Schriftsteller:innen und Kulturschaffende ebenso wie Unbekanntere aus der Nachbar:innenschaft und aller Welt nahmen am grossen Tisch Platz, wo sie Imfelds Koch-, Erzähl- und Diskutierkünste genossen.
Zürich Konradstrasse 23. Initiiert wurde die Tafel vom Verein «Al Imfelds Tafelrunde». www.alimfeld.ch
Rundgang 2: Frauen und Kolonialismus
Die Schweiz hatte zwar keine eigenen Kolonien, aber auch Schweizer:innen waren in koloniale Projekte involviert. Schweizer Männer boten ihre Dienste als Söldner in Kolonialarmeen an, waren als Händler, Forscher und Missionare in Übersee unterwegs. Was aber ist mit den Frauen?
Ausgehend von dieser Frage laden die Organisatorinnen des «Frauenstadtrundgangs Zürich» zu einer Tour auf den Spuren von Komplizinnen ebenso wie von Leidtragenden des Kolonialismus ein – wobei sich diese Positionen manchmal gar nicht so leicht voneinander abgrenzen lassen. So lässt sich an verschiedenen Stationen das eine oder andere über Missionarinnen oder über Ehefrauen von Pflanzern erfahren, die in Übersee lebten. Anhand von Beispielen wird zudem aufgezeigt, wie im Zürcher Alltag koloniale Bilder, stereotypisierte «Exotik» und Warenrassismus Einzug hielten.
Zürich Treffpunkt: Beatenplatz, bei den Sitzbänken unter den Bäumen, So, 16. Juli 2023, 11 bis 12.30 Uhr. Anmeldung: frauenstadtrundgangzuerich.ch.
Rundgang 3: Trendquartier Oerlikon
Wer nach dem Frauenstadtrundgang sein Wissen um ein weiteres Kapitel erweitern möchte, die oder der nutze gleichentags eine Führung durch Geschichte und Gegenwart des ehemaligen Arbeiter:innenviertels Oerlikon, das sich seit einigen Jahren zu einem Trendquartier entwickelt.
Unter Federführung des Publizisten Stefan Howald begleitet das Team des Bücherraums f einen Spaziergang vom Oerliker Marktplatz übers Volkshaus Baumacker und Zürichs erstes Kino sowie Siedlungen der Allgemeinen Baugenossenschaft bis zum jüngsten der bislang 36 «Stolpersteine», die im Rahmen des gleichnamigen Kunstprojekts von Gunter Demnig in der Schweiz verlegt wurden, um an Menschen zu erinnern, die in der NS-Zeit verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.
Zürich Treffpunkt: Bahnhofplatz Oerlikon Süd, So, 16. Juli 2023, 14 Uhr. Anmeldungen erwünscht an buch@buecherraumf.ch.