Diesseits von Gut und Böse: Immer wieder sonntags …

Nr. 31 –

Letztes Wochenende hat sich die «SonntagsZeitung», ambitioniertes Möchtegernleitmedium, wieder intensiv und tendenziös einer wissenschaftlichen Studie gewidmet, und alles, was Buchstaben hat, schrieb es ihr am Montag nach.

Die Untersuchung der Universität Dresden – «Polarisierung in Deutschland und Europa. Eine Studie zu gesellschaftlichen Spaltungstendenzen in zehn europäischen Ländern» – war Autorin Bettina Weber froher Anlass, unter dem Titel «Links, urban, gebildet – und intolerant» endlich alles sagen zu dürfen, was man ja bald nicht mehr darf.

Im «Blick» stellte Politologe Claude Longchamp richtig, die Studie habe «den Wert von affektiver Polarisierung gemessen – und nicht von Intoleranz». Laut den Autor:innen untersuchte sie «Gefühle der Zuneigung und Ablehnung» gegenüber anderen Menschen, wenn es um Themen wie «Klimawandel» oder «Zuwanderung» geht. Darüber, ob sich diese Gefühle in Toleranz oder Intoleranz äussern, sagt die Studie nichts: «Ein hoher affektiver Polarisierungswert könnte ebenso ein hohes politisches Interesse und einen ausgeprägten politischen Gestaltungswillen spiegeln […].» Nichtwählende sind weniger affektiv polarisiert.

Weber unterstellt der Studie aber, es gehe um Toleranz. Eigenwillig interpretiert sie: «Fehlt diese Toleranz, spricht man von affektiver Polarisierung – und im Gegensatz zur politischen Polarisierung ist diese tatsächlich ein Problem.» Sie tut das nicht, weil sie es nicht besser weiss, sondern weil ihr das in ihren links-urban-intoleranten Kram passt. Dass die Schweiz in dieser Studie gar nicht vorkommt, spielt für sie keine Rolle. Aus den zehn untersuchten Ländern ergebe sich «ein aussagekräftiger europäischer Querschnitt».

Für Deutschland stellte die Studie übrigens fest: «Am stärksten affektiv polarisiert sind Befragte, die rechte bis rechtsextreme Parteien wählen. In dieser Gruppe ist fast jeder Dritte (31 Prozent) maximal polarisiert – empfindet also sehr positive Gefühle gegenüber Personen, die Zuwanderung ablehnen, und sehr negative Gefühle gegenüber der Gruppe, die Zuwanderung befürworten.» Na gut. Da haben wir ja doch noch eine passende Parallele für die Schweiz.