Diesseits von Gut und Böse: Besuch bei Björn
«An einem Mann kommt man nicht vorbei, wenn man die AfD verstehen will», fand man beim «Blick» und interviewte in Erfurt Björn Höcke, den «Taktgeber» der AfD (Alternative für Deutschland). In Anlehnung an einen kürzlich im «Tages-Anzeiger» gesetzten Titel – «Hitler äusserst sympathisch!» – hätte man über das Gespräch auch «Höcke äusserst sympathisch!» schreiben können. Die nette Beurteilung Hitlers soll General Willes Gattin 1923 nach einem gemeinsamen Mittagessen mit dem NSDAP-Führer ihrem Tagebuch anvertraut haben.
Bevor sich nun wer darüber aufregt, dass hier wieder mal ein verzerrender Nazivergleich angestellt werde: Björn Höcke mit Adolf Hitler zu vergleichen, liegt mir fern, obwohl Ersterer den Zweiten gern zitiert und sich immer mal wieder dessen Sprachduktus annähert. Dazu meint er: «Der Leidensdruck hat dazu geführt, dass ich damals als junger Politiker manchmal das eine oder andere stilistisch so gesagt habe, wie ich es heute nicht mehr sagen würde.»
Zum Vergleich lädt aber die Unbedarftheit ein, die man der Schweizer Generalsgattin zehn Jahre vor der sogenannten Machtergreifung noch hätte zugutehalten können, die jedoch als journalistische Grundhaltung in einem aktuellen Interview befremdet.
Im Gespräch gibt Höcke den Vollblutdemokraten. «Die AfD ist eine grundbürgerliche Partei», betont er, der laut Gerichtsurteil ein Faschist genannt werden darf. Aber das sei «ein Kampfbegriff, der vom politischen Establishment verwendet wird».
Hinsichtlich Ukrainekrieg kommt er zum unbekümmerten Schluss: «Deutsche Technologie und russische Rohstoffe. Zusammen wären wir unschlagbar.» Ersetzt man «deutsche» durch «Schweizer», dürfte er damit auch hier weitherum frohe Zustimmung ernten.
Die Schweiz sei für die AfD ein Vorbild, sagt Höcke noch, denn «in der Schweiz zählen Schweizer Interessen noch etwas». Vieles, was die AfD wolle, ergänzen die Interviewer:innen, habe in der Schweiz «die SVP gegen den Widerstand anderer Parteien durchgebracht». Aber auch die beiden Parteien kann man natürlich nicht miteinander vergleichen.