Politour

Nr. 38 –

Palästina

Grossbritannien war zwischen 1918 und 1948 die Kolonialmacht in Palästina. Sie verweigerte den Palästinenser:innen die Unabhängigkeit, weil sie im Mandatsgebiet einen jüdischen Staat ermöglichen wollte. Die einheimische Bevölkerung hingegen wollte, wie ihr versprochen worden war, Selbstbestimmung und einen arabischen Staat. Diese Auseinandersetzung wurde mit Briefen, Resolutionen und persönlichen Treffen geführt. Blake Alcott hat eine Chronologie («The Rape of Palestine») des in Dokumenten festgehaltenen Dialogs von 1917 bis 1948 verfasst. Lesung und Diskussion.

Zürich Café Palestine, Quartierzentrum Bäckeranlage, Hohlstrasse 67, So, 24. September 2023, 18 Uhr.

Integration

Die Frage, wie Einwanderung gestaltet werden soll, wird bis heute kontrovers diskutiert. Ein Begriff beeinflusste die gesellschaftlichen Debatten besonders: «Integration». Doch was bedeutet er überhaupt? Welche Interessen und Vorstellungen stecken dahinter? Der Historiker und Autor Kijan Espahangizi ist Gast bei der Veranstaltungsreihe «Fokus Integration». Er setzt mit seinem Buch «Der Migration-­Integration-Komplex» bei den Wörtern «Migration» und «Integration» an und geht am Beispiel der Schweiz der Frage nach, warum zwei sozialwissenschaftliche Fachbegriffe, die vor wenigen Jahrzehnten öffentlich kaum verwendet wurden, heute nicht mehr wegzudenken sind.

St. Gallen Raum für Literatur, Hauptpost, St.-Leonhard-Strasse 40, Do, 21. September 2023, 18 Uhr.

Jubiläumsfest

Radio LoRa organisiert anlässlich seines 40. Geburtstags ein Fest mit einer Podiumsdiskussion, der Aufführung der Show «Demoo statt Aperoo» mit Tonschnipseln aus dem Archiv, einem Radioworkshop und viel Musik. Am Freitag treten unter anderem Les Reines Prochaines und Butchers of Lassie auf, am Samstag Nuggets, Lisaholic und Nathalie Froehlich.

Zürich Rote Fabrik, Seestrasse 395, Fr/Sa, 22./23. September 2023. Programm siehe fest.lora.ch.

Baugenossenschaften

Seit rund 140 Jahren gibt es in der Schweiz Baugenossenschaften. Die vier Gründungs- und Bauwellen ab 1890 widerspiegeln auch die sich wandelnden gesellschaftlichen Leitbilder und Ansprüche. Seit vierzig Jahren orientieren sich die Genossenschaften vermehrt an den Ideen der Selbstverwaltung und des gemeinschaftlichen Wohnens sowie an Formen des Zusammenlebens ausserhalb des Familienmodells. Mit der Siedlung Vogelsang wird eine «alternative» Genossenschaft des neusten Typs mit vielfältigen Partizipationsmöglichkeiten und Sharingangeboten besichtigt. Führung mit Andreas Siegenthaler (Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft Winterthur), begleitet von Daniel Hitzig.

Winterthur Wohnsiedlung Vogelsang, Untere Vogelsangstrasse 177 (Besammlungsort), Mi, 27. September 2023, 18 Uhr.

Digitalisierte Klimarettung?

Um die Erderhitzung zu drosseln, erproben Politik und Privatwirtschaft mit Hochdruck neue Techniken. Vorreiter sind Wien und Bologna, wo umweltfreundliche Fortbewegung per behördliche App getrackt und mit Gutscheinen belohnt wird. Inwieweit sind amtliche digitale Steuerungssysteme mit einer freien, demokratischen Gesellschaft vereinbar? Wie setzen wir die neuen Techniken ein, um soziale und ökologische Probleme zu lösen? Es diskutieren Dominika Blonski (Datenschutzbeauftragte des Kantons Zürich), Nicola Forster (Kopräsident der Zürcher GLP), Pascal Fouquet (Vizepräsident der Piratenpartei Bern und Kopräsident des Vereins für eine Schweiz ohne Sozialkreditsysteme) sowie Dirk Helbing (Professor für computerbasierte Soziologie an der ETH Zürich).

Zürich Paulus Akademie, Pfingstweidstrasse 28, Mi, 27. September 2023, 19 Uhr. Anmeldung bis 24. September 2023 via www.paulusakademie.ch.

Lesbenspaziergang

Ida Erne (1906–1990) hat von 1946 bis zu ihrem Tod in Oerlikon gewohnt. Ihr gilt eine Station des Lesbenspaziergangs durch Oerlikon auf den Spuren lesbischer Kultur und Identität. In Neu-Oerlikon sind nach 2000 einige der neu geschaffenen Strassen nach Frauen, auch lesbischen, benannt, wie Therese Giehse oder Erika Mann. Manche Bücher von und über diese Frauen sind in der Frauenlesbenbibliothek «schema f» im «bücherraum f» zugänglich. Darunter auch Ida Ernes lesbische Liebesgeschichte aus den fünfziger Jahren «Anders als die Andern», die 2022 von Madeleine Marti neu herausgegeben wurde. Geführt wird der Spaziergang von der Literaturwissenschaftlerin Madeleine Marti und von der «bücherraum f»-Mitgründerin Monika Saxer.

Zürich Ecke Ohmstrasse/Nansenstrasse (vor Haus 3, Besammlungsort), Sa, 23. September 2023, 15 Uhr. Anmeldung erwünscht an lsg@gmx.ch.

Südkaukasus

Im Rahmen eines internationalen Workshops findet ein öffentlicher runder Tisch zum Südkaukasus statt. Die Veranstaltung richtet sich an Forschende aus aller Welt, aber auch an Interessierte, Medien, NGOs und Aktivist:innen.

Bern Universität, Institut für Sozialanthropologie, Do, 21. September 2023, 18 Uhr. Infos zur Veranstaltung: www.anthro.unibe.ch.

Bodega

Die Bodega Española in Zürich ist berühmt, für viele Zürcher:innen ein Lieblings- oder Stammlokal und seit jeher ein Ort des geselligen Zusammenseins. Sie liegt mitten im Niederdorf und wurde vor 150 Jahren von einem katalonischen Weinbauern und seiner Frau gegründet. Warum in jener Zeit in vielen Schweizer und deutschen Städten solche Weinhallen entstanden, was sie mit der Industrialisierung zu tun haben, wie sie sich entwickelten, das erzählt Denise Marquard in ihrem Buch. In der Geschichte der Zürcher Bodega spiegelt sich denn auch Welt- und Schweizer Geschichte. Konkrete Anekdoten der Wirtsleute, Kellner, Köchinnen und Stammgäste ergänzen das Bild ebenso wie die zahlreichen historischen Aufnahmen und Farbfotos von Doris Fanconi. Die Buchvernissage geht am Montag natürlich in der Bodega über die Bühne.

Zürich Bodega Española, Münstergasse 15, Mo, 25. September 2023, 17 Uhr.

Grenzen und Gewalt

Der Vertrag von Lausanne 1923 zur Türkei wurde immer wieder als Vorbild für andere Friedensverträge und die «Lösung für Minderheitenprobleme» genannt, etwa im Balkan oder in Palästina/Israel. Dadurch wurden allerdings in vielfältigen Gesellschaften Unterschiede betont oder sogar neu geschaffen. Wie können Kunst und Kultur heute helfen, Brücken zwischen Gruppen zu bauen, die durch Verträge wie «Lausanne» voneinander getrennt wurden? Podiumsdiskussion mit Asena Günal (Geschäftsführerin von Anadolu Kültür, Istanbul), Adania Shibli (Schriftstellerin und Forscherin im Bereich der visuellen Kultur) und Ilir Hasanaj (Kogründer des alternativen Kinos Armata in Prishtina und Programmleiter des Berner Filmfestivals Kino Kosova). Moderation: Gaby Fierz (Kuratorin der Ausstellung «Frontières. Le Traité de Lausanne, 1923–2023» des Musée Historique Lausanne). Die Veranstaltung findet in Englisch statt (ohne Übersetzung).

Bern Polit-Forum, Marktgasse 67, Mi, 27. September 2023, 18.30 Uhr.