Diesseits von Gut und Böse: The winner takes it all

Nr. 40 –

Es gibt ja viele Menschen, die vor Rechenaufgaben zurückschrecken und denen das Aktienrecht ein Buch mit sieben Siegeln scheint. Aber die Zahlen, die der «Blick» unter dem Titel «Blocher-Töchter kassieren mehr als ihre 2693 Büezer zusammen» zu den Dividenden veröffentlichte, die 2022 von der Ems-Chemie verteilt wurden, dürften auch mathematische Fensterplatzsitzer:innen nachvollziehen können. Es genügen die vier Grundrechenarten und es birebitzeli Prozentrechnen.

Ausgeschüttet wurden insgesamt 714 Millionen Franken. Davon erhielten die Aktionär:innen 468 Millionen, das sind 65,5 Prozent vom Ganzen. Von dieser Summe gingen wiederum 332 Millionen, also mehr als zwei Drittel, an die Familie Blocher. 246 Millionen oder 34,5 Prozent vom ganzen Kuchen wurden für den Personalaufwand der 2693 Mitarbeitenden verwendet.

Seit 2005 beträgt die Wochenarbeitszeit bei der Ems-Chemie 43 Stunden, weil die Mitarbeitenden damals ihren Beitrag zu Neuinvestitionen leisten sollten. Bis heute weigert sich das Unternehmen, wieder zur 42-Stunden-Woche zurückzukehren. Deshalb beendet die Gewerkschaft Syna auf Ende Jahr die langjährige Sozialpartnerschaft.

Wer hinter der Offenlegung der Zahlen eine Neiddebatte wittert, hat offenbar aufgegeben, sich im Kapitalismus noch irgendeine Form von sozialer Gerechtigkeit zu erhoffen. Alle anderen – so sie denn dürfen – sollten jetzt vor allem eines: richtig wählen!