WOZ-News

Nr. 40 –

Sharingökonomische

«Nicht jeder Mensch will sein Gewicht mit anderen teilen», lautete eine etwas seltsame Anwendung des Verbs «mitteilen» im «Tages-Anzeiger» betreffend die Absicht von Bangkok Airways, das Körpergewicht ihrer Passagier:innen festzustellen. Andererseits ist die Zurückhaltung der Betroffenen verständlich – die anderen würden das Gewicht vielleicht nicht haben wollen. 

Unappetitliche

In Argentinien, berichtet nau.ch, hätten Äusserungen «aus dem Lager des ibertären Populisten Javier Milei für Aufsehen gesorgt. Mistreiter verurteilen die Aussagen aufs Schärfste.» Iberall nehmen die ibertären Populisten iberhand (und färben auf die Medien ab). Sollen die Mistreiter ihnen mal eine ordentliche Fuhre Pferdeäpfel vor die Tür kippen. 

Biologistische

«Niemand benutzt die Pille danach als Verhütungsmittel», gab «20 Minuten» eine Aussage der SP-Nationalrätin Tamara Funiciello wieder. Im Titel des Artikels wurde daraus: «Keiner benutzt die Pille danach als Verhütungsmittel». Auf die Gefahr hin, uns gendermässig ebenfalls aufs Glatteis zu begeben, konstatieren wir: Keiner nimmt sie? Hat keine Auswirkungen. 

Biografistische

Über den Schriftsteller Florian Havemann schrieb die «NZZ am Sonntag»: «[…] kam als Teenager ins Gefängnis, weil er gegen den Prager Frühling demonstrierte». Was sich liest wie eine frühe Auflehnung gegen den Klimawandel, ist natürlich arg verkürzt. Tatsächlich protestierte Havemann 1968 gegen die Zerschlagung des Prager Frühlings. Ist halt Historie. 

Folgenschwere

In der NZZ beklagte der Spitalverband H+ die finanziellen Probleme im Gesundheitswesen: «Im stationären Bereich belaufe sich die Unterfinanzierung auf 10 Prozent, bei den ambulanten Behandlungen sogar auf 10 Prozent. Der Verband fordert deshalb eine generelle Tariferhöhung um 5 Prozent.» Warum nicht gleich eine Erhöhung um 5 Prozent wagen, fragte sich da unser Leser M. Das ist das Beglückende: Unsere Leser:innen denken mit. 

Übereifrige

Heute wird hier auch wieder einmal unser lieber Genitiv zum Thema. So berichtete Teletext nach einem schweren Brandunglück in Spanien: «Nach Angaben des Stadtpräsidents, Jose Ballesta, werden noch zahlreiche Menschen vermisst», wobei die Sorgen des Stadtpräsidenten jetzt nicht im sprachlichen Bereich liegen dürften. Und in der «Süddeutschen Zeitung» sowie dem ihr treu folgenden «Tages-Anzeiger» bemühte man sich etwas linkisch, dem oft ignorierten Fall mehr Präsenz zu verschaffen: «Über Teil zwei des Biden’schens Vier-Jahres-Plans zur Bekämpfung des Trumpismus wird am Wochenende entschieden […].» 

Verwechselte

In einem Inserat empfahl eine Tessiner Immobilienfirma: «[…] da muss man schon die richtigen Unternehmer kennen und kann nicht blindlinks loslegen.» Ohne «blind» könnte man, finden wir. 

woznews@woz.ch