WOZ News
Babbelnde
Wenn von «Luftschlägen» über dem Gazastreifen die Rede war wie bei srf.ch, kann man sich selbst mit einem tiefen Cambridge-Level die englischsprachigen «air strikes» (Luftangriffe) zusammenreimen. Wenn aber der «Bund» in einem anderen Zusammenhang schreibt: «Die Drohung war grafisch», dann sollten nicht nur Grafiker:innen dies drastisch finden.
Baukastenförmige
«Es sei gelungen, eine grössere Zahl von Kriegschirurgie-Kids nach Gaza zu bringen», wurde die IKRK-Präsidentin auf infosperber.ch zitiert. Kinder, Kinder! Hoffen wir, dass hier nur die Sprachkonvention verletzt wurde. Ein Rechtschreibekit könnte Klarheit schaffen.
Unterversorgte
«Im europäischen Vergleich hat die Schweiz noch relativ viele Mediziner: Auf 100 000 Einwohner kommen 4,4 Ärzte», rechnete die NZZ. Wahrscheinlich 1 Schulterspezialist:in, 1 Internist:in, 2 Urolog:innen – und 0,4 Mediziner:in sollte sich mit der zunehmenden Statistikschwäche befassen.
Ungehobelte
«Kupjansk, Wuhledar, Awdijwka – Videos zeigen derbe Verluste», reportierte bluewin.ch. Wir notieren kollateral einen herben Rückgang der Adjektivdiversität.
Polysportiefe
«Ohne klaren Fehler rast die Schweizer durch den Steilhang, ihr fehlt aber das letzte Risiko», livetickerte ganz aufgeregt ebenfalls bluewin.ch. Anzumerken bleibt, dass die gemeinte Skifahrerin nicht Schweizer heisst, sondern Camille Rast. Dass Rast rast, scheint irgendwie unvermeidlich.
Maskulinisierte
Die «Rundschau Süd» befasste sich mit den «Fünf Phasen des Fremdschams» und kam zum Schluss: «Das Gefühl des Fremdschams ist in unserer digitalen Welt allgegenwärtig.» Worauf uns prompt genau dieses Gefühl überkam, obwohl wir ein Printprodukt in Händen hielten.
Anstössige
Nämliches Gefühl dürfte sich auch dort geregt haben, wo das «St. Galler Tagblatt» hinschaute: In Filmstudios habe ein Gesetz des Schweigens geherrscht, «wenn Depardieu […] der Schminkerin oder der Kellnerin im Bistro in den Schnitt langte […]». Neben dem Verhalten des Schauspielers irritiert uns auch die Ausdrucksweise der zitierten Zeitung. Selbst der unflätigste unter den unflätigen Ex-US-Präsidenten griff bloss zum Wort «Pussy».
Gerechte
«Der oberste Zürcher Gemeindevertreter Jörg Kündig will auf Armeezelten zurückgreifen, wenn die Asylzahlen weiter steigen», berichtete der «Tages-Anzeiger». Generationen von Schweizer Männern ist das Armeezelten in bester Erinnerung, und den geflüchteten Menschen wird der Aufenthalt in warmen Kasernen guttun.
Alternative
Die gleiche Zeitung meldete: «Vom Tisch wäre der Gegenvorschlag aber nicht, ein solcher könnte auch das Parlament ausarbeiten.» Dann müssten wir wenigstens nicht mehr wählen.