Diesseits von Gut und Böse: Eine lässliche Sünde

Im Grunde ist es eine gute Nachricht. Denn nach allem, was in den letzten Monaten an Grausligem ans Licht kam, womit katholische Priester sich über Jahrzehnte hinter den Mauern Schweizer Gottes- und Kirchgemeindehäuser, in Autos, auf Waldlichtungen oder Wiesen beschäftigten, las ich jetzt von einem Vergehen, das auf eine vergleichsweise harmlose Tradition zurückblickt: die Kollekte klauen. Ungewöhnlich am aktuellen Fall ist nur, dass es der Herr Pfarrer gleich selbst tat.
Niemand weiss bisher, welcher Dämon den frommen Mann geritten hat. Pater A. sei wegen «finanzieller Unregelmässigkeiten» freigestellt worden, informiert die Pfarrei Wädenswil auf ihrer Website, es gelte die Unschuldsvermutung. Bei einem Jahresgehalt von rund 100 000 Franken liege eigentlich keine Dringlichkeit vor, sich einen illegalen Zustupf zu verschaffen, kommentierte kath.ch. Das entwendete Geld habe er einer bedürftigen Familie weitergegeben, sagte der fehlbare Pater, was auf eine Art Robin-Hood-Syndrom schliessen lässt.
Die Methode, mit der man dem Dieb auf die Schliche kam, ist trickreich: Man präparierte die Geldscheine im Spendentopf mit einer Chemikalie, die nach dem nächsten Diebstahl nur an den Händen von Pater A. nachweisbar war.
Den Trick kenne ich schon aus einer Disney-Geschichte: Morgen für Morgen stellt Donald Duck fest, dass über Nacht etwas aus dem Kühlschrank verschwunden ist. Er verdächtigt seine Neffen Tick, Trick und Track. Die versehen daraufhin den Kühlschrankgriff mit einer Substanz, die bei Berührung die Haut grün färbt. In der nächsten Nacht beobachten die Neffen, wie Donald schlafwandelnd träumt, in die Wirtschaft zu gehen, und mit den Worten «Ihr Bierschinken sieht verlockend aus, Herr Sudler!» selbigen aus dem Kühlschrank nimmt und verzehrt. Am nächsten Morgen hat er ein grünes Gesicht. Vielleicht könnte sich Pater A. ja auf möglichen Somnambulismus untersuchen lassen.
Was hingegen Diebstahl im Grossen betrifft, müsste KI doch bald eine virtuelle Substanz entwickeln können, die blitzschnell verbrecherische Geldflüsse einfärbt. Es muss ja nicht grün sein.