WOZ News

Nr. 2 –

Algorithmische

«Franz Beckenbauer ist tot», meldete der «Tages-Anzeiger» online und machte gleich anschliessend auf seinen Newsletter «fit & munter» aufmerksam. Wir ziehen ein Abo in Erwägung, denn: Es ist nie zu spät. 

Marderartige

Kaum durften wir uns über das «Tier des Jahres» freuen, mussten wir auf srf.ch dies zur Kenntnis nehmen: «Seinen ersten Iltis fand er überfahren am Strassenrand. Er staunte, denn er dachte, der Iltis sei in der Schweiz ausgestorben. Ebenso sein Professor.» Vielleicht überinterpretieren wir hier ein bisschen, aber vorsichtshalber sollte man auch Professoren auf die rote Liste setzen; die Formulierungskunst sowieso.

Postpandemische

Ebenfalls auf srf.ch war die Rede von «einer Nachfrage, die gerade wieder am Explodieren ist, nach der fast Totalflaute während der Corona-Pandemie». Unsere entsprechende Nachfrage lautet: Ist das fast Deutsch oder Fast-Deutsch?

Irrläuferische

Die «Basler Zeitung» stellt fest: «Im Parlament überbieten sich die Politikerinnen und Politiker mit Vorschlägen zur Asylpolitik – darunter auch solche, die kaum zielführend sind.» Angesichts mancher dieser Vorstösse sind wir froh, wenn nicht jede:r Politiker:in zielführend ist. 

Lichtspieltheatralische

«In der im November zu Ende gegangenen 51. Legislaturperiode hat das Schweizer Parlament über 1800 Stunden getagt, was 75 eineinhalbstündigen Filmen entspricht», kalkulierte die «Südostschweiz». Falls Sie jetzt «Hallo?» sagen: Mit sehr vielen Werbeunterbrechungen geht die Rechnung schon auf – es kam hier eben zum ersten Mal ein neues Filmförderungsmodell zur Anwendung.

Wohldifferenzierte

«Wow, diese Freiheit, sich selbst zu sein, diesen Ausdruck, das will ich auch», legten wir in der letzten WOZ des Jahres Matt Bernstein – «Eigenbezeichnung: ‹Nischenbekanntheit aus dem Internet›» – in den Mund. Daraufhin schrieb uns Leser P., dass er hier mit dem Reflexivpronomen «sich» nicht einverstanden sei, auch wenn er die WOZ «mit Interesse und Wohlgefallen» gelesen habe. Beim Verb «sein» stehe nun mal nicht der Akkusativ, was er mit dem Satz «Ich bin einen sprachgewandten Journalisten» einleuchtend belegte. Eine Befragung unseres Fachpersonals ergab, dass Herr P. natürlich recht hat: Es hätte «diese Freiheit, man selbst zu sein» heissen müssen. Zu unserer Entlastung halten wir fest, dass das Pronomen «sich» an dieser Stelle in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz gebräuchlich ist. Und auch wenn wir nicht in alten Wunden stochern wollen, ist das doch immer noch besser als manch anderes, was man in diesen Regionen sonst noch beobachten kann.

Ungeräumte

Laut «St. Galler Tagblatt» kannte eine Gruppe, die im Freien Silvester feierte, keine Grenzen: Sie habe «geraume Mengen an Abfall liegen» lassen. Leser M. ergänzte besänftigend, dass der Unrat inzwischen schon nicht mehr zu sehen sei, habe es dort doch seither beträchtliche Zeit geschneit. 

woznews@woz.ch