Diesseits von Gut und Böse: Süsses Unbändiges ­Verlangen

Nr. 6 –

Eine Angst geht um in Schweizer Städten. Nachgerade panisch fürchtet man, hiesige Behörden beschlössen plötzlich das Prinzip «eis ums andere wie z Paris». In der französischen Hauptstadt verbot man erst die kleinen Elektroroller, was den meisten hier noch egal war, doch jetzt will Paris auch das Objekt der Begierde gut situierter Schweizer:innen vergraulen: den SUV. Sauteure Parkplätze sollen deren Fahrer:innen den Spass an Stadtrundfahrten verderben.

Hinter dem SUV verbirgt sich das Sport Utility Vehicle, hierzulande auch als Geländewagen bekannt. Ein Fahrzeug also, das aufgrund seiner massiven Bauweise auf unwegsamsten Strecken in unseren trutzigen Gebirgszonen, die schliesslich fast sechzig Prozent des Landes ausmachen, nicht zusammenbricht und liegen bleibt.

Auch in der Zürcher Innenstadt – zumindest dort, wo Automobile noch nicht ganz von den links-grünen Berserker:innen im Stadthaus verboten wurden – muss es sich um äusserst schwieriges Gelände handeln, reiht sich doch dort ebenfalls SUV an SUV. Richtet eine mutige Fussgängerin vor einem SUV mal den Blick nach oben, sieht sie, wie der Lenker das stolze Gefährt in sicherer Höhe souverän durch die Gefahrenzone manövriert. Auch zarteste Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts bleiben so immer Herrin des bedrohlichen Verkehrsgeschehens. Selbst die Nachricht «SUV-Lenker fährt 16-Jährige an und begeht Fahrerflucht» beim Schulhaus Zurlinden, letzten Dienstag auf 20min.ch, zeigt ja nur, welche Gefahren auf Zürcher Strassen lauern.

«Die Linke will SUV aus der Stadt vertreiben», titelte «20 Minuten», der «Blick» wusste: «Auch in der Schweiz nehmen Grüne die SUV ins Visier», und die NZZ schrieb, dass man «den Leuten das Fahren von Stadtgeländewagen vergällen» will. Wohlgemerkt: Stadtgeländewagen – nicht dass noch jemand denkt, die gehörten nur ins Gebirge.

Wahre Liebhaber:innen wollen den SUV jetzt auf der Liste bedrohter Arten sehen, denn für sie verkörpert er nur eines: süsses, unbändiges Verlangen.