WOZ News
Leitmediale
Wir sind immer dankbar, wenn Medien schwer verständliches Geschehen für uns «einordnen», zum Beispiel «20 Minuten». Als ein Gericht den Journalisten, der SVP-Nationalrat Andreas Glarner auf Social Media einen «Gaga-Rechtsextremisten» genannt hatte, vom Vorwurf der üblen Nachrede freisprach, fragte man besorgt: «Verroht nach dem Glarner-Urteil die politische Kultur der Schweiz?» SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner fürchte, «dass Polit-Debatten weniger anständig werden», und der Tausendsassa der politischen Analyse, Michael Hermann, glaube, das Urteil könne «tendenziell dazu führen, dass die Schamgrenze für Beleidigungen sinkt». Man kennt das: Jedes Mal, wenn ein Gericht festhält, dass man einen Betrüger einen Betrüger nennen darf, nimmt die Zahl der Betrugsdelikte signifikant zu.
Selbstverehelichte
Der «Tages-Anzeiger» porträtierte einen Gemüsebauern, der an einem Ort lebe, «wo bis in dieses Jahrtausend hinein ein Sektenführer minderjährige Mädchen verheiratete, nicht wenige mit sich selbst». Die Mädchen dürften verwundert, aber auch erleichtert gewesen sein. Sich selbst zu heiraten, die sogenannte Sologamie, liegt schliesslich auch bei prominenten Singlefrauen im Trend.
Sprachbildliche
«Das Vorurteil des unter dem Scheffel der nörgelnden Frau stehenden Ehepartners hält sich nämlich», stellte eine «Beziehungsberaterin» im «St. Galler Tagblatt» desillusioniert fest. WOZ-Leser M. ergänzte, dass sich in solch düsteren Beziehungen auch das Licht häufig verängstigt unter der Fuchtel ducke.
Eilige
«Morgen vor 20 Jahren, am 14. Februar 1984, stand die olympische Welt für knapp viereinhalb Minuten still», stellte ebenfalls das «St. Galler Tagblatt» fest. Das hat der Valentinstag so an sich: Die Zeit vergeht doppelt so schnell.
Introvertierte
Nach der Geiselnahme in der Westschweiz hiess es auf nzz.ch, der Geiselnehmer «zwang den Lokführer, seinen Posten zu verlassen und sich zu den anderen Passagieren zu gesellen». Leider traf der Lokführer dort auf eine bedrückte Stimmung, die aufzuheitern ihm auch nicht mehr gelingen sollte.
Verfremdete
«Zunächst entscheidet das Bundesverfassungsgericht, ob Telebielingue die Konzession endgültig verliert», las Leser H. in der Printausgabe der NZZ. Ob die Schweiz demgemäss endlich ein Verfassungsgericht erhalten habe oder ob etwa – horribile dictu –, so schrieb er uns wörtlich, letztgültige Entscheidungen nun an der SVP und am Volch vorbei an Karlsruhe abgetreten würden? Zur sich immer mehr gen Deutschland neigenden Zeitung würde das zwar passen, doch vor fremden Richtern rufen anständige Eidgenoss:innen erst mal das Bundesverwaltungsgericht an.
Objektlose
Nach Mikaela Shiffrins Unfall schrieb der «Tages-Anzeiger»: «[…] sie drosch ins Fangnetz […]». Eine kurze Google-Suche ergab: In anderen Sportarten drischt man Bälle, nur Skifahrer:innen dreschen sich selbst.