WOZ News

Nr. 8 –

Anglophilologische

«Ist Sex überschätzt?», fragte die «SonntagsZeitung» angesichts weltweit abnehmender Geschlechtsverkehrsfrequenz. Nicht wirklich, fand unser Leser B., der hier einen verkappten Anglizismus ortet: Sex wird vielleicht überschätzt, ist es aber auf gut Deutsch nicht. Macht das Sinn? Nein, aber es ergibt einen. Und immerhin: Sex sells, die Frage bleibt heiss diskutiert. Doch wenn die Libido wie so oft dem Kopfkino hinterherhinkt, ist das Fazit, dass das heute nichts mehr wird. Aber schön, konnten wir darüber reden.

Grabenkämpfende

Von der «Schützendeckung für Grüne» durch die Stadtluzerner FDP berichtete ­zentralplus.ch im Zusammenhang mit dem Eingehen des «Anzeigers Luzern». Man wappnet sich auch bei konkordanten Abläufen offenbar zunehmend martialisch. Früher haben sich die Parteien mit einer punktuellen gegenseitigen Rückenhilfe zufriedengegeben.

Omnipräsente

Wussten Sie, dass die Nachnamen des SVP-Nationalrats Thomas Aeschi und des SVP-Ständerats Marco Chiesa Anagramme bilden? Kein Wunder, besteht Verwechslungsgefahr. So haben wir den SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor in der letzten WOZ fälschlich dem Kanton Genf zugeordnet. Dabei vertritt er das Walliser Volk. Und Genf hat seine eigenen SVP-Nationalrät:innen, vier an der Zahl. Wir hoffen, in nächster Zeit nicht allzu oft über sie berichten zu müssen, wir können sie nur schwer auseinanderhalten.

Viele

Die «NZZ am Sonntag» frohlockte in Grossbuchstaben: «100 Mrd. So viele Nutzer hat Chat-GPT bei seiner Einführung innerhalb von zwei Monaten gefunden.» In Windeseile machte die App also alle Menschen, die seit 300 000 Jahren auf unserer Erde gelebt haben und immer noch leben, zu Nutzer:innen. Da sehen Sie mal, was KI alles kann.

Unnötige

Der kosovarische Premierminister wolle «die illegale serbische Währung verbieten», verkündeten sämtliche Tamedia-Bezahlmedien. Dahinter muss sich der unter Politiker:innen verbreitete Hang verbergen, alles doppelt zu moppeln.

Weggelassene

Das «St. Galler Tagblatt» befasste sich mit dem Internetauftritt der «Sammlung Bührle» im Zürcher Kunsthaus und zog ein Zwischenfazit: «Zu viel Platz für den Kriegsgewinner, zu wenig Platz für die Beraubten und Hintergangenen.» Wir erlauben uns, darauf hinzuweisen, dass der Waffenhändler Emil Bührle trotz allem, was ihm im Leben gelungen sein mag, den Krieg nicht gewonnen hat. Kriegsgewinnler hingegen war er allemal.

Tüpflischiissige

Im oben genannten Text findet sich auch der Hinweis, die Dokumentation stosse eine Diskussion an, «die man schon lange zu führen versucht und hier erneut angeregt wird». Dass das Relativpronomen «die» in dem Satz hätte zweimal stehen müssen, hätte man sicher gemerkt, wäre die Diskussion so maskulin wie der Disput: Den führt man, und der wird angeregt. Aber das interessiert ja wieder mal bloss Deutschlehrpersonen.

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